Auswahl Wassermacher für Blauwasser Yacht
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Unabhängigkeit durch Wasser aus dem Meer
Als Blauwassersegler sind wir fast immer von bestem, klaren Wasser umgeben. Leider können wir mit dem Salzwasser fast nichts anfangen. Selbst zum Kochen von Kartoffeln oder Nudeln ist der Salzgehalt zu hoch.
Wasserbedarf – Wieviel Wasser brauche ich?
Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten. Wir haben Crews getroffen, die mit einigen 100 Litern eine Atlantiküberquerung bestreiten und solche, die die gleiche Menge Wasser in wenigen Tagen verrauchen. Eine gute Faustregel ist mit einem Wasserverbrauch von 10 bis 15 Litern pro Person und Tag zu rechnen. Mehr oder weniger sind immer möglich. Dies sollte bei der Auswahl eines Wassermachers berücksichtigt werden.
Was ist eigentlich ein Wassermacher und wie funktioniert er?
Wassermacher, auch bekannt als Entsalzungsanlagen oder Umkehrosmoseanlagen, sind entscheidende Systeme für Boote, die lange Zeit auf See verbringen, da sie es ermöglichen, Trinkwasser aus Seewasser zu gewinnen. Hier ist eine vereinfachte Darstellung, wie diese Systeme funktionieren:
- Ansaugen des Seewassers: Zunächst wird Seewasser mithilfe einer Pumpe an Bord genommen.
- Vorfiltration: Um größere Partikel und Verunreinigungen zu entfernen, durchläuft das Wasser zunächst einen oder mehrere Vorfilter.
- Hochdruckpumpe: Das vorgefilterte Wasser wird dann mithilfe einer Hochdruckpumpe unter hohen Druck gesetzt, was notwendig ist, um den nächsten Schritt der Umkehrosmose zu ermöglichen.
- Umkehrosmose-Membran: Unter hohem Druck wird das Wasser durch eine semipermeable Membran gepresst. Diese Membran lässt nur Wassermoleküle hindurch, während sie Salz, Bakterien, Viren und andere Verunreinigungen zurückhält.
- Entstehung von zwei Wasserströmen: Nach der Membran teilt sich das Wasser in zwei Ströme. Der eine besteht aus aufbereitetem Wasser mit niedrigem Salzgehalt, das für den Gebrauch an Bord gespeichert wird, und der andere ist ein Abwasserstrom mit einer hohen Konzentration von Salz und Verunreinigungen, der über Bord gepumpt wird.
- Nachbehandlung: Das gereinigte Wasser kann nun noch durch weitere Filtersysteme geleitet werden, wie Aktivkohlefilter oder UV-Lampen zur Desinfektion, um etwaige restliche Geschmackstoffe oder Mikroorganismen zu beseitigen.
- Wasserspeicherung: Das aufbereitete, gereinigte Wasser wird in sauberen Tanks gespeichert und steht so für den Verbrauch zur Verfügung.
Die Effizienz und Kapazität eines Wassermachers hängt von zahlreichen Faktoren ab, einschließlich der Größe der Membran, des Drucks, mit dem die Hochdruckpumpe das Wasser durch die Membran presst, und der allgemeinen Qualität des eingesetzten Systems. Wichtig ist auch der regelmäßige Austausch der Filter und die Wartung der Anlage, um ihre Langlebigkeit und zuverlässige Funktion sicherzustellen.
Auf dem Markt gibt es zahlreiche unterschiedliche Systeme und Hersteller. Allen gemein ist das Funktionsprinzip: Salzwasser wird mit hohem Druck in eine Membran gepresst. Dabei wird ein kleinerer Teil des Wassers zu Trinkwasser, weil die Membran die Salze nicht durchlässt. Der größere Teil des Wassers wird mit einem höheren Salzgehalt wieder über Bord gefördert. Die Membranen sind Industrie Standard und halten bei richtiger Behandlung Jahre lang.
Klassische Systeme mit Hochdruckpumpe
Das Herzstück der klassischen Systeme ist eine Hochdruckpumpe, die mit 230V betrieben wird und die meist einen Stromverbrauch von rund 1,5 KW habt. Diese Leistung muss über längere Zeit, meist mehrere Stunden, zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund werden klassische Wassermacher oft betrieben, wenn die Hauptmaschine oder ein Generator läuft oder die Solarzellen in der Mittagszeit ihre maximale Leistung haben. Zudem sind die Pumpen in der Regel recht laut. Vorteil ist die Hohe Produktionsleistung von rund 100 Liter pro Stunde.
Seltener finden sich in dieser Kategorie Systeme die auf 12V laufen oder deren Hochdruckpumpe direkt über die Hauptmaschine angetrieben werden.
Als Budget Variante gibt es im Internet Bastelprojekte, bei denen ein Hochdruckreiniger als Hochdruckpumpe eingesetzt wird. Damit reduziert sich der Anschaffungspreis der Anlage erheblich. Ob einem die Zuverlässigkeit ausreichend erscheint mag jeder für sich selbst entscheiden. Uns hat diese Lösung – letztlich auch wegen Leistung und Lautstärke – nicht überzeugt.
Systeme mit Energierückgewinnung
Neuartige Wassermacher kommen mit deutlich niedrigen Drücken aus, als die Systeme mit Hochdruckpumpen. Erstere haben Systemdrücke von 60 bar, die die Pumpen leisten müssen. Systeme mit Energierückgewinnung arbeiten mit lediglich 6-8 bar. Verbrauchen also wesentlich weniger Energie. Die notwendigen Drücke für die Membran werden im Gerät durch Kolben erzielt. Diese System werden meist mit 12V betrieben und können wegen des niedrigen Energiebedarfs ohne Probleme aus der Batterie betrieben werden. Sie erzeugen 30 bis 60 Liter die Stunde; in Ausnahmen auch mehr.
Für welchen Wassermacher haben wir uns entschieden und warum?
Als Maschinenbauingenieur war ich zunächst einmal skeptisch den neuen Systemen gegenüber. Eigentlich wollte ich einen modularen Wassermacher aus Komponenten selbst konfigurieren und zusammenbauen und dabei auf bewährte Komponenten setzen. Nach intensiver Recherche und Begutachtung der Systeme auf der Boot in Düsseldorf fiel die Entscheidung jedoch anders aus.
Wir haben uns für den Schenker Zen 50 entscheiden, dieser wird mit 12 V betreiben und er produziert 50 Liter sauberes Trinkwasser die Stunde. Das System wird werkseitig mit allen benötigten Komponenten geliefert und das Preis Leistungsverhältnis ist aus meiner Sicht sehr gut. Da der Zen 50 über zwei Förderpumpen verfügt, ist von vornherein eine Redundanz vorhanden. Das Gerät arbeitet standardmäßig mit beiden Pumpen, kann aber auch wahlweise nur mit einer der beiden Pumpen betrieben werden und liefert dann die Hälfte der Wasserproduktion, benötigt aber dann auch nur die Hälfte des Stroms. Ob Pumpe 1, Pumpe 2 oder beide Pumpe laufen, kann man am Bedienpanel auswählen.
Ein weiteres Entscheidungskriterium war die Beschaffung der Teile in den von uns bereisten Ländern. Vor Ort waren die Teile meist doppelt so teuer wie es realistisch notwendig gewesen wäre. Fracht und Zollkosten hätten bei Bestellungen im Internet auch keinen Spaß gemacht. Einzig ein amerikanischere Hersteller hätte unsere Ansprüche erfüllt. Dieser hatte aber beschlossen die Lieferungen nach außerhalb der USA einzustellen. Grund: Teilemangel wegen der gestörten Lieferketten durch COVID.
Selbst einbauen oder installieren lassen?
Ich habe mich dazu entschieden das System selbst einzubauen. Vorteil neben der Kostenersparnis ist vor allem, das man alle Komponenten des Systems kennen lernt und jederzeit bei Problemen eingreifen kann. Der Einbau ist einfach und straight forward. Man sollte sich zunächst Gedanken machen, wo welche Komponenten am Besten untergebracht werden können.
Unser Zen 50 ist von der Firma Mar Nautic in der Schweiz. Maja und Dominique sind selbst Blauwassersegler. Beide standen vom Erstkontakt bis zur Lieferung und Einbau jederzeit sehr hilfreich zur Verfügung. Ich kann die beiden nur empfehlen.
Welches Zubehör ist sinnvoll?
Wenn man einen Wassermacher einbaut sollte man sich auch Gedanken machen, welche Teile man zusätzlich zum Betrieb benötigt (vergl. Betrieb und Wartung). Auch hier hat mich MarNautic gut beraten. Als Blauwassersegler sollte man folgende Teile an Bord haben:
- Feinfilter, diese sollen alle rund 100 Stunden ersetzt werden. Die Lebensdauer hängt stark von der Wasserqualität ab, in der der Wassermacher verwendet wird. Unser Filter hat schon mehr als 100 Stunden Standzeit, wir betreiben den Wassermacher aber grundsätzlich auf See. In den Buchten sind oft viele Schwebstoffe im Wasser die die Filter zusetzen, auch wenn das Wasser klar aussieht.
Einige Crews bauen die Filter regelmäßig aus um sie zu reinigen und in der Sonne zu trocknen. Nach meiner Erfahrung ist das nicht notwendig, bzw. nicht vorteilhaft sofern die Anlage in sauberem Wasser betrieben wird. - Kohlefilter, dieser sollte einmal im Jahr getauscht werden. Er wird benötigt um sicherzustellen, das kein Chlor in die Membrane gelangt, da Chlor die Membranen zerstört. Theoretisch könnte man auch den Kohlefilter verzichten, wenn die Membran ausschließlich mit Wasser aus dem Wassermacher gespült wird.
- Auf jeden Fall sollte man die Chemikalien an Bord haben um den Wassermacher bei längerer Abwesenheit konservieren zu können (vergl. Fehlerquellen – das kann teuer werden).
- Wie immer gilt alles kann und wird kaputt gehen. Also je nach eigenem Bauchgefühl eine gute Auswahl an passenden Schläuchen, Schlauchverbindern, Dichtungen, etc.
Betrieb und Wartung
Wir haben das Gerät mit dem einfachen Bedienpaneel. Der Betrieb ist kinderleicht und bedarf daher keiner weitergehenden Erklärung (siehe auch Einbau Wassermacher). Wichtig ist es die Membran am Ende des Produktionsprozesses mit Frischwasser zu spülen. Auch dies erfolgt automatisch. Sofern der Wassermacher innerhalb einer Woche wieder genutzt wird, ist dies ausreichend. Der Spülvorgang kann jederzeit wiederholt werden um die Standzeit zu verlängern.
Im Betrieb gilt es dann nur noch dafür zu sorgen, dass die Filter sauber sind. Den Vorfilter kann zwischendurch einfach mit Wasser auswaschen. Den Feinfilter wie oben beschrieben nach ca. 100 Stunden wechseln. Sollte Luft im System sein ist diese abzulassen.
Wird der Wassermacher längere Zeit nicht benötigt, so muss die Membrane mit einer Chemikalie konserviert werden.
Fehlerquellen – Das kann teuer werden
Die Membranen der Wassermacher sind bei richtiger Behandlung äußerst langlebig; die Hersteller berichten von 10 Jahren. Allerdings ist es auch einfach die teuren Membranen schnell unbrauchbar zu machen. Folgendes ist auf jeden Fall zu verhindern (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit)
- Die Membrane darf nicht mit Chlor in Verbindung kommen, daher Kohlefilter verwenden
- gleiches gilt für Öl, Benzin und andere unbekannte Chemikalien, daher Wassermacher nie in Häfen, Marinas, verschmutzen Wasser betreiben
- Die Membran muss bei Nichtbenutzung konserviert werden. Dazu würde ich die Chemikalien des jeweiligen Herstellers verwenden. Im Internet werden aber alle möglichen Tipps gehandelt. Ich meine man kann hier am Ende kein Geld sparen, bzw. spart am falschen Ende
- Die Membranen dürfen nicht trocken fallen, Wassermacher also nicht ausbauen und Membranen offen liegen lassen
- Wenn der Wassermacher mit eingebauten Membranen geliefert wird sollte man prüfen, wie lange die Konservierung hält.
BTW: Ein Wassermacher sollte nie unbeaufsichtigt laufen, auch wenn die Steuerung dies hergibt. Sollte ein Schlauch platzen oder abrutschen, so ist der Wassereintrag ins Boot in kürzester Zeit beträchtlich.
Comming Soon: Einbau Wassermacher auf Lagoon 421 – nicht verpassen!