Einbau Wassermacher Zen 50 auf Lagoon 421
Inhalt
Prolog
Auf einer Blauwasser-Yacht ist Wasser nicht einfach nur ein Komfort, sondern ein zentrales Thema für Sicherheit und Unabhängigkeit. Spätestens, wenn man länger abseits von Häfen unterwegs ist, kommt man um das Thema Wassermacher kaum herum. Wir haben uns nach einiger Recherche und vielen Gesprächen für einen Schenker Zen 50 entschieden. Wie wir zu genau diesem Modell gekommen sind, könnt ihr hier nachlesen: Auswahl Wassermacher.
In diesem Beitrag geht es nicht um die Theorie, sondern um die praktische Umsetzung an Bord unserer Lagoon 421 „Joline“. Der Zen 50 produziert rund 50 Liter Trinkwasser pro Stunde bei moderatem Stromverbrauch und vergleichsweise niedrigem Arbeitsdruck. Der große Knackpunkt bei Katamaranen ist fast immer der Platz – und genau darum dreht sich dieser Artikel: Wie haben wir den Wassermacher an Bord integriert, ohne alles umzubauen?
Das Prinzip des Einbaus ist auf viele Boote übertragbar, die Platzverhältnisse und vorhandenen Borddurchlässe sind aber immer individuell. Unsere Lösung soll vor allem anderen Lagoon-Eignern und Eignerinnen als Inspiration dienen – nicht als Einbauvorschrift.
Installationsschema
Der grundsätzliche Aufbau eines Wassermachers ist immer ähnlich, daher gehe ich an dieser Stelle nicht auf die allgemeine Funktionsweise ein. Hier soll es konkret um den Einbau des Schenker Zen 50 auf einer Lagoon 421 gehen und darum, wie wir die einzelnen Komponenten sinnvoll im Boot verteilt haben.
Wassereinlass für den Wassermacher
Der Wassermacher soll an einem eigenen Borddurchlass betrieben werden. Bei der Wahl des Einlasspunktes ist einiges zu beachten:
- Der Borddurchlass muss auch bei Fahrt sicher unter Wasser liegen und darf keine Luft ansaugen. Also nicht zu weit vorne, nicht zu weit achtern und auch nicht in der Nähe der Wasseroberfläche.
- Der Borddurchlass sollte nicht in der Nähe des WC-Auslasses liegen.
- Der Querschnitt muss ausreichend groß sein.
- Die Pumpeneinheit muss möglichst unter der Wasseroberfläche und so nah wie möglich am Borddurchlass montiert werden.
In unserem Fall stand ein Borddurchlass für die Klimaanlage in der vorderen Steuerbordbilge zur Verfügung, den wir mit einem T-Stück abgezweigt haben. Dass Klima und Wassermacher zur gleichen Zeit betrieben werden sollen, konnten wir für unser Nutzungsprofil ausschließen. Vom Bordeinlass geht das Wasser durch den Vorfilter und dann in die Pumpeneinheit.
Pumpeneinheit
Die Pumpeneinheit baut den notwendigen Druck für den Betrieb des Wassermachers auf. Im Fall des Zen liegt der Betriebsdruck bei nur etwa 6 bar. Die Pumpeneinheit verfügt über zwei Pumpen, die im Normalfall – und für die Produktion von rund 50 Litern pro Stunde – beide laufen.
Über die Bedieneinheit kann das Gerät so gesteuert werden, dass die eine, die andere oder beide Pumpen laufen. Damit ist bereits eine gewisse Redundanz vorhanden. Das weiße Steuerkabel wird einfach mittels des grünen Steckers mit der Bedieneinheit verbunden.
Die Pumpeneinheit benötigt 12 V Versorgungsspannung, gleiches gilt für das Magnetventil, welches für den Spülvorgang benötigt wird. Ebenfalls für den Rückspülvorgang wird eine Wasserleitung vom Frischwassersystem zum Kohlefilter im oberen Bild benötigt.
Zentraleinheit mit Membranen und Energierückgewinnung
Die Zentraleinheit des Wassermachers kann liegend oder stehend montiert werden. In unserem Fall, einer Lagoon 421, passt der Wassermacher liegend in die Bilge Steuerbord achtern.
Zur Montage habe ich ein wasserfestes Bootsbausperrholz so eingepasst, dass der Wassermacher eine ebene und stabile Unterlage hat.
Die Zentraleinheit benötigt:
- Den Wasserzulauf: Dies ist die Leitung, die in der Mitte unten zu sehen ist. Sie geht über den Feinfilter (ganz rechts, weißes Gehäuse) und den Druckausgleichsbehälter (schwarzer Behälter darüber) in die Einheit.
- Das Produktwasser / Trinkwasser: Das ist der dünne blaue Schlauch, der rechts neben der Einheit austritt und dann unten von rechts nach links verläuft. Dieser konnte aufgrund des geringen Durchmessers einfach quer durch das Boot verlegt werden. Er verläuft vom Steuerbordbug unter dem Boden zur Spüle und von dort weiter zum Backbordbug. Dort liegt die zentrale Wasserversorgung von Joline.
- Das Abwasser: Der Rest des Wassers, welcher den Wassermacher wieder verlässt, wird drucklos nach außen geleitet. Dies ist der durchsichtige Schlauch, der die Anlage oben rechts verlässt.
Abwasser des Wassermachers
Die Abwasserleitung konnten wir recht einfach und elegant über den Ablauf des Waschbeckens realisieren.
Trinkwasserauslass & Testentnahme
Das erste Produktionswasser des Wassermachers lässt sich nicht als Trinkwasser verwenden und muss entsorgt werden. In der Produktwasserleitung benötigt man also einen Drei-Wege-Hahn und einen Auslass für das erste Wasser. Wir hatten an der Spüle einen zusätzlichen Wasserhahn, der eigentlich für die Entnahme von Seewasser gedacht ist, den wir aber nicht nutzen.
So können wir, je nach Stellung des Drei-Wege-Hahns, das Wasser zum Auslass an der Spüle oder direkt in die Tanks leiten.
Anschluss an die Wassertanks
Die Frage, wie wir das Wasser des Wassermachers in unsere Wassertanks bekommen, hat mich längere Zeit beschäftigt.
Prinzipiell kann man pro Tank einen neuen Anschluss machen. Wir haben in beiden Rümpfen jeweils zwei Wassertanks und müssten dafür entsprechende Leitungen ziehen. Zudem gefiel mir die Vorstellung nicht, neue Löcher in die bestehenden Kunststofftanks zu bohren.
- Am Ende haben wir uns dazu entschieden, ein T-Stück in die bestehende Verbindung der Tanks zur Druckpumpe zu setzen. Auf diese Weise wird immer der Tank gefüllt, der gerade auch entleert wird. Das mag auf den ersten Blick nachteilig erscheinen, wir empfinden es aber eher als Vorteil, da der andere Tank – egal mit welchem Füllstand – eine kalkulierbare Reserve darstellt.
Material & Komponenten im Überblick
Für den Einbau des Schenker Zen 50 an Bord unserer Lagoon 421 haben wir folgende Hauptkomponenten verwendet. Die Liste ist keine vollständige Materialaufstellung, gibt aber einen guten Überblick über die wichtigsten Bauteile:
- Schenker Zen 50 Wassermacher mit Pumpeneinheit, Zentraleinheit und Bedieneinheit
- Borddurchlass (bestehender Einlass der Klimaanlage, über T-Stück abgezweigt)
- Vorfiltereinheit mit Grobfilter und Feinfilter für das Seewasser
- Magnetventil und Kohlefilter für den automatischen Spülvorgang mit Frischwasser
- 12V-Versorgung für Pumpeneinheit und Ventile, inklusive Absicherung und geeigneter Kabelquerschnitte
- Druckausgleichsbehälter im Zulauf zur Zentraleinheit
- Produktwasserleitung (dünner Schlauch) vom Wassermacher zur Spüle und weiter zur zentralen Wasserversorgung
- Drei-Wege-Hahn zur Umschaltung zwischen Testentnahme an der Spüle und Füllen der Wassertanks
- T-Stück in der Zuleitung zur Druckwasserpumpe, um das Produktwasser in die bestehenden Wassertanks einzuspeisen
Je nach Bootstyp und vorhandener Installation können sich die Details deutlich unterscheiden. Wichtig ist, die Wege kurz zu halten, die Leitungsführung logisch zu planen und genügend Zugriff für Wartung und Filterwechsel zu lassen.
Produktion von Trinkwasser mit dem Wassermacher
Der Zyklus zur Produktion von Trinkwasser ist bei uns folgender:
- Drei-Wege-Hahn in Richtung Trinkwasserentnahme / Testauslass stellen.
- Wassermacher einschalten.
- Wasser einige Minuten laufen lassen und Qualität testen. Wir machen ganz pragmatisch einen Geruchs- und Geschmackstest, haben aber auch ein entsprechendes Testgerät.
- Umschalten des Drei-Wege-Hahns auf Füllen der Wassertanks.
- Wenn die Tanks voll sind bzw. genügend Wasser produziert wurde, Wassermacher ausschalten. Der Zen spült automatisch mit Frischwasser und schaltet sich dann ab.
- Optional: Füllen von Trinkwasserflaschen am Wasserhahn. Wir haben uns angewöhnt, unser Trinkwasser direkt am Wassermacher zu entnehmen und nicht den Umweg über die Tanks zu gehen. Dadurch haben wir immer frisches und schmackhaftes Wasser und brauchen nicht über abermalige Aufbereitungsschritte nachzudenken.
Erfahrungen im Betrieb & Fazit
Nach den ersten Monaten im laufenden Betrieb hat sich der Zen 50 für uns als genau die richtige Wahl herausgestellt. Mit rund 50 Litern pro Stunde und dem vergleichsweise niedrigen Arbeitsdruck lässt sich der Wassermacher gut in unseren Energiehaushalt integrieren. Wir fahren ihn in der Regel, wenn ausreichend Solarleistung anliegt oder der Generator ohnehin läuft.
Wichtig war uns vor allem, dass alle Komponenten gut zugänglich sind: Vorfilter, Kohlefilter, Magnetventil und Zentraleinheit lassen sich ohne großen Aufwand warten. Die Entscheidung, das Abwasser über das Waschbecken auszuleiten und das Produktwasser über den Drei-Wege-Hahn entweder zur Spüle oder in die Tanks zu leiten, hat sich als sehr praxistauglich erwiesen.
Ein Punkt, den wir jedem mitgeben würden: So viel wie möglich vorher planen und zeichnen. Leitungswege, Kabel, Absicherungen und mögliche Leckagepunkte sollte man auf dem Papier einmal durchdenken, bevor man den ersten Schlauch verlegt. Das spart im Nachhinein Zeit und Nerven.
Unser Fazit: Der Schenker Zen 50 ist für eine Lagoon 421 und ähnliche Blauwasser-Katamarane eine sehr interessante Option. Er ist nicht der günstigste Wassermacher am Markt, bietet aber eine durchdachte Technik, Energie-Rückgewinnung und genügend Flexibilität beim Einbau. Für uns war es der Schritt in Richtung echte Unabhängigkeit – und wir würden ihn wieder so einbauen.