
Karibik – Tagebuch – Band II – Nr. 31
06.04. – 08.04.2025
Sehenswürdigkeiten und Eindrücke von Havanna…
Sonntag erwachen wir nach einer erholsamen Nacht – wir haben gut geschlafen in dem großen Bett auf der Galerie – und erklimmen die dritte Etage unserer Casa Partikulares. Über eine gewagte Treppe geht es hinauf aufs Dach und hier wurde das Frühstück aufgebaut. Es gibt Toast, frisch gepressten Guavensaft und Eier. Etwas Wurst, etwas Käse, etwas Obst, etwas Gemüse und kubanischen Kaffee. Die Ressourcen in Kuba sind begrenzt…

Jetzt am Wochenende ist das Hotel gut besucht, ein schweizer und ein deutsches Ehepaar frühstücken mit uns auf der Dachterrasse und treten heute ihre Weiterreise durch Kuba an. Wir kommen ins Gespräch und tauschen unsere Erfahrungen aus.

Dann machen wir uns mit unseren E – Rollern auf Old Havanna zu erkunden. Gut restaurierte Plätze und Gebäude wechseln sich ab mit alten Kolonialbauten in verfallenem Glanz. Oldtimer in verschiedenen Restaurierungszuständen sind zahlreich unterwegs – als Taxis, als Privatwagen und Cabriolets als Touristenkutschen. Daneben gibt es Pferdekutschen, Fahrradrikschas, Tuc-Tucs, Mopedtaxis, reguläre Taxis und Busse. Havanna ist mobil.

E – Roller gibt es aber keine und so sind wir mit unseren Scootern eine große und vielfotografierte Attraktion. Viele Einheimische wollen wissen wieviel so ein E-Roller kostet. Da die Altstadt und die umliegenden Sehenswürdigkeiten von Havanna sehr weitläufig sind, leisten uns die E – Roller gute Dienste und wir können uns viel ansehen. Entferntere Ziele sind kein Problem und so rollern wir bis zum Platz der Revolution und zum Hotel Nacional de Cuba.

Sehenswürdigkeiten Havanna: Das 1930 unter amerikanischer Leitung eröffnete Hotel im Stadtteil Vedado mit seiner exponierten Lage auf dem Taganana – Hügel mit einem wunderbaren Ausblick auf das Meer und die Stadt wurde in den 60er Jahren nach der Kuba – Revolution durch Fidel Castro verstaatlicht.
Viele Berühmtheiten sind hier in den vergangenen Jahrzehnten abgestiegen und auf Tafeln im Foyer verewigt. Das Hotel strahlt noch das Ambiente der 30er Jahre aus. Der Innenhof mit Blick auf den Atlantik ist auch heute noch spektakulär. Unser Versuch ein Getränk in diesem schönen Ambiente einzunehmen scheitert jedoch an der Servicekraft: „Haben Sie eine Kreditkarte?“ – „Nein nur Bargeld“ – „Es geht hier nur mit Kreditkarte…“ – “ Wir haben Kubanische Peso, Dollar und Euro…“ – „Nein, nur Kreditkarte….“ Sie schenkt uns eine Flasche Wasser, dann sind wir entlassen…

Also rollern wir zurück zu unserer Casa Alhabana. Unterwegs kommen wir an einer kleinen Bar vorbei – hier gibt es gezapftes Bier… So eine Sightseeing – Tour macht ganz schön durstig und so kehren wir ein…
Es gibt das einheimische Bier Crystal aus dem Zapfhahn in geeisten Halbliterhumpen – eiskalt… ein Genuss – das Glas für 200,- Peso ( ca. 60 Cent) – langsam finden wir – Havanna wird schöner…
In Key West habe ich mich noch mit Kekspäckchen eingedeckt – um es an die Kinder zu verteilen. Die Oreokekse kommen auch gut an, doch kaum habe ich meine Tüte ausgepackt tauchen die Mütter auf – brauchen mehr Kekse haben ja noch mehr Kinder… da ist mein Vorrat schnell zu Ende – ich hätte mehr Kekse mitnehmen sollen…

Am Abend wollen wir nochmal los, aber der Tag in der Hitze Kubas hat uns geschafft – so fallen wir früh ins Bett und schlafen wie die Murmeltiere – das Bett ist auf jeden Fall superbequem und die Klimaanlage läuft am Abend auch wieder, es gibt Strom.
Am nächsten Tag sind wir gut ausgeruht und voller Tatendrang – wir lassen die E – Roller im Hotel und laufen das kurze Stück in die Altstadt. Heute wollen wir Innenbesichtigungen machen. Zuerst steuern wir das Gran Teatro de la Habana Alicia Alonso an und nehmen mit einer kleinen Gruppe an einer Hausführung teil. Der restaurierte Innenbereich ist beeindruckend, die Arbeiten aber noch nicht abgeschlossen. Die Bühne und der Zuschauerraum müssen noch aufwendig wieder funktionsfähig gemacht werden. Das Nationalballett ist ausgelagert. Dafür können wir bis auf das Dach klettern und haben von hier einen wunderbaren Rundumblick auf Old Habana.

Das benachbarte Kapitol ist heute für Besucher nicht geöffnet – Morgen wieder. Dafür locken am Paseo del Prado die bonbonfarbenen Cabriolets der 50er Jahre. Ein Besuch in Havanna ohne eine Fahrt in einem Cabrio – Oldtimer erscheint uns nicht angemessen. Wir wollen aber nicht in der Mittagshitze losbrausen und so suchen wir uns erst einmal ein Lokal, Ein Gartenlokal lockt mit einer Kubanischen Band – einige Gäste tanzen dazu im Rhytmus der Musik – geschmeidig in der Hüfte können hier alle gut…
Am Nachmittag suchen wir uns ein schönes Cabriolet aus – ein Ford Fairlane von 1957- für 25,- USD werden wir eine Stunde durch Havanna gefahren. Der Chef fährt selbst und erklärt in nahezu perfektem Englisch die Sehenswürdigkeiten und erzählt aus dem Kubanischen Leben. Vieles haben wir auf unseren Scooter Touren schon gesehen – aber die Fahrt im Cabrio im historischen Ambiente unter der Sonne Kubas ist Genuss pur – ich könnte noch stundenlang so weiter fahren.

Der Fahrer dehnt die Tour aus bis zum „Regenwald von Havanna“ – hier am Fluss Almendares stehen alte beeindruckende Bäume am Flussufer. Die Anhänger der Santeria – einer afrokubanischen Religion bringen hier ihre Opfergaben.
Die Fahrt endet in unserer Casa Particulares und wir lassen den Abend auf unserem Balkon ausklingen und verfolgen das rege Treiben auf der Strasse.
Dienstag ist unser Landaufenthalt schon wieder vorbei. Wir ziehen noch einmal los, um das Kapitol – den Regierungssitz in Old Habana zu besichtigen – doch das ist nur mit einer geführten Tour möglich. Da uns danach nicht der Sinn steht wollen wir vor unserer Rückfahrt zur Marina noch ein Mittagessen nehmen. Während wir durch die Altstadt schlendern machen wir Halt in einer Kirche. Kaum angekommen öffnet der Himmel seine Schleusen und es schüttet wie aus Kübeln.

Nach gut 30 Minuten Aufenthalt im Kirchenschiff schlagen wir uns in einer Regenpause bis zu einem kleinen Cafe durch. Die nächste Regenpause reicht dann bis zu unserer Casa. Diesmal organisiert Bernd als Oldtimertaxi einen Ford Sunliner Baujahr 1956. Als der Fahrer vor der Tür hält öffnet der Himmel erneut seine Schleusen und bevor wir Koffer und Scooter im Auto verladen haben, sind wir alle pitschnass. Das weiße Hemd des Fahrers hat keinen trockenen Faden mehr, aber er nimmt es mit kubanischer Gelassenheit.

Da die Scooter auf dem Rücksitz fahren, sitzen wir zu dritt auf den Frontsitzen. Die Scheibenwischer bemühen sich, das Wasser von den Scheiben zu bekommen, aber zeitweise kann man die Strasse nur erahnen. Ich vertraue mal darauf, dass der Fahrer die Strasse kennt zumindest fährt er uns ungebrochen aus der Stadt. An einigen Stellen haben sich richtige Seen auf der Straße gebildet – in einem Tunnel sieht der Boden aus wie ein Schwimmbecken. Aber der Fahrer macht uns ein Zeichen: “ Mein Ford schafft das.“

Auf halber Strecke reissen die Wolken auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Bis wir die Marina erreicht haben scheint wieder die Sonne, als hätte es nie Regen gegeben. So können wir trockenen Fusses wieder an Bord gehen. Der Fahrer trocknet noch liebevoll seinen Ford – schließlich soll er noch ein paar Jahrzehnte durchhalten…
Wir sind wieder zurück auf Joline…
