
Karibik – Tagebuch – Band II – Nr. 12
21.01. – 22.01.2025
Unterwegs auf Great Inagua… Matthew Town
Nach einer zügigen Nachtfahrt, wir sind so schnell das wir bremsen müssen um nicht vor dem ersten Tageslicht anzukommen. So erreichen wir in den frühen Morgenstunden unser erstes Ziel auf den Bahamas. Wir ankern vor dem Hafen und Bernd durchläuft als erstes die Einklarierungsprozedur. Alles läuft gewohnt reibungslos und wir dürfen uns nun 3 Monate auf den Bahamas aufhalten.
Im weichen Sand will unser Anker einfach nicht Halt finden und so müssen wir das Boot mehrfach umlegen bis wir einen festen Ankergrund finden.

Am Nachmittag fahren wir mit dem Dinghy in den kleinen Hafen der Inselhauptstadt Matthew Town. Es gibt komfortabel eine Leiter am Steg. Drei Boote aus Haiti liegen im Hafen – sie liefern Baumaterialien und nehmen im Gegenzug bestellte Ware mit in die Heimat – Haiti liegt nur 65 Seemeilen entfernt. Die Segelboote erscheinen wie Relikte aus der Vergangenheit. Unterwegs ohne Motor und sonstiger Technik, Masten und Segelbaum aus Baumstämmen, Flaschenzüge aus Holz statt Winschen, Stricke statt Rollreff, Ruderpinne aus Astgabel statt Autopilot… Aber die Haitianischen Segler verstehen ihr Handwerk und manövrieren ihre Boote souverän auch ohne technische Hilfsmittel in den kleinen Hafen.

Rund 800 Einwohner hat die Insel und unsere Ankunft hat sich bald herumgesprochen. Jeder ist freundlich und so bekomme ich schon auf dem Weg zum Zoll dreimal einen Ride, als eine Mitfahrgelegenheit angeboten.
Auf der Insel gibt es die größte Flaming Population der westlichen Hemisphäre – rund 70.000 Exemplare sollen hier in den Salzsalinen leben und brüten. Jetzt müssen wir nur noch einen Guide finden, der mit uns dort einen Besuch abstattet. Ein WhatsApp Kontakt läuft ins Leere, also wollen wir es in der Touristeninformation versuchen… die hat aber geschlossen. Direkt daneben gibt es eine öffentliche Bücherei… und die ist auch besetzt. Wir fragen die Bibliothekarin, ob sie Infos hat und sie kann direkt helfen – ein Telefonat und ein paar Minuten später kommt Antonia, die Touristenbeauftragte der Insel.
Auf die Frage was wir gerne möchten: Eine Besichtigungstour zu den Flamingos und ein Besuch in der örtlichen Bäckerei wird sie umgehend tätig. Ein paar Telefonate und schon ist die Ortsbäckerin über unseren Besuch informiert und einen Guide für morgen besorgt sie uns auch. Dann bekommen wir noch eine Standortmarkierung der Bäckerei und maschieren los… Es gibt einen Supermarkt vor Ort und eine Bankfiliale mit ATM… Zeit Bargeld zu holen – hier zahlt man mit dem Bahama – Dollar. US – Dollar werden aber auch genommen, der Kurs ist eh 1:1.

Bei der Bäckerin ist die Tür verschlossen, aber ein Nachbar eilt hilfreich herbei und stellt den Kontakt her. Die Backstube liegt in der Küche der Dame und sie ist weitestgehend ausverkauft. Ein paar Weissbrote hat sie noch im Angebot. Für 7,- Dollar können wir eins erwerben und Cinnamon Rolls und Coconut Rolls für den nächsten Tag bestellen… Wir tauschen Whats App Kontakte aus – wenn wir Morgen mit der Flamingo Tour durch sind, ist alles gebacken und sie bringt uns die Ware zum Hafen…

Da die Flamingo Tour am nächsten Tag erst um 12 Uhr startet, haben wir noch Zeit die Unterwasserwelt schnorchelnd zu erkunden, es gibt ein kleines Riff an dem sich viele bunte Fische tummeln und zwei große Barrakudas kreuzen meinen Weg. Das Wasser ist kristallklar und schimmert in den intensivsten Blau-und türkistönen. Aber von der Unterwasserwelt hatte ich mir mehr versprochen… ich hoffe das kommt noch.
Pünktlich landen wir mit unserem Dinghy im Hafen an, die Haitianischen Boote werden immer noch fleissig beladen – das passiert alles von Hand. Auslaufen können sie heute nicht – Flaute…
Antonia wartet schon auf uns, aber der Guide verspätet sich, er muss noch eine Krankenfahrt machen. So erzählt sie uns etwas über das Leben auf der Insel. Alle 14 Tage kommt ein Versorgungsboot aus Nassau und bringt Lebensmittel und bestellte Ware aus der Hauptstadt. Zum Besuch der weiterführenden Schule oder zum Studium müssen die Jugendlichen auch dorthin oder in die USA.
Der Guide holt uns mit einem großen Jeep ab und das ist auch gut so, wie sich bald herausstellen wird. Auf der Pritsche hat er einen Flamingo liegen, der angefahren wurde. Der muss jetzt erst einmal versorgt werden – vielleicht kommt er wieder auf die Beine…

Danach geht es zu den Attraktionen der Insel – das Lighthouse – Mona und Simon hatten das am Tag zuvor schon zu Fuss erkundet und auch erklommen – und dann in das weitläufige Salinengebiet der Insel. Über Sand- und Schotterpisten geht es tief in das Gebiet hinein. Eine bizarre Landschaft erwartet uns, farbenprächtige Vögel und glitzerndes Salz. Gut zwei Stunden sind wir unterwegs.
Final bringt er uns zum „Supermarkt“ des Ortes – aber so recht werden wir dort nicht fündig, also laufen wir zur Bibliothek – hier gibt es freies WLAN – schließen uns mit der Bäckerin kurz, die bringt uns unsere Backwaren vorbei… so geht das hier. Jeder Einheimische, der an uns vorbei kommt, ob im Auto oder zu Fuss winkt freundlich. Alles sehr entspannt hier.

Voller neuer Eindrücke kehren wir zum Boot zurück, chillen noch bei einem Aperol Spritz auf dem Vordeck und dann gibt es vegetarische Spaghetti und Netflix in der Pantry. Der neue Beamer und die Leinwand war wirklich ein guter Kauf, da kommt echtes Kino Feeling auf. Morgen geht es weiter… wir steuern ein Atoll im Atlantik an – davon gibt es im Pazifik viele, aber im Atlantik soll es nur zwei geben! Damit es zeitlich passt, müssen wir am nächsten Morgen um 05:00 Uhr früh in See stechen…


