
Karibik – Tagebuch – Band II – Nr. 30
Wiedersehen in Havanna…
05.04.2025
Da die Hemingway Marina rund 17 Kilometer ausserhalb von Havanna liegt, haben wir uns dafür entschieden für drei Tage in eine Unterkunft in der Stadt umzuziehen. Um das echte Havannafeeling zu erleben entscheiden wir uns für ein Casa Particulares – also ein Privathaus – das B&B Alhabana im Stadtteil Havanna Central – hier soll man das echte Havanna erleben können…
George – das Faktotuum der Hemingway Marina – holt uns mit seinem Chevrolet aus dem Jahr 1949 pünktlich ab. Der Kofferraum ist kleiner als erwartet, unsere beiden E – Roller passen nur mit geöffnetem Kofferraumdeckel hinein – aber mit einer Leine und ein paar Seemansknoten bekommen wir es gut verschnürt. Die beiden Handgepäckkoffer auf den Rücksitz und schon geht es los…

Wir erleben Autofahrtfeeling der 50er Jahre… das Auto ist innen erstaunlich geräumig und nicht unbequem. Naja, die Rückenlehnen sind niedrig, es gibt keinen Sicherheitsgurt und natürlich keine Nackenstützen… Die Anzeigen sind nicht mehr funktionstüchtig – Geschwindigkeit kann nur noch geschätzt werden – aber das nimmt hier sowieso keiner so genau und es herrscht auch keine drangvolle Enge auf den grosszügig angelegten Strassen. “ 40 Liter Diesel“ bekommt man wöchentlich über eine offiziellen Tankkarte,“ erzählt uns George “ wer mehr möchte, muss versuchen, es auf dem Schwarzmarkt zu besorgen.“ Wir kommen an einigen Tankstellen vorbei – tankende Autos sehen wir da nicht…

Wir erreichen den Stadtteil Habana Central und bekommen gleich die volle Ladung echtes Havanna… Vorbei an einem riesigen Müllhaufen, umgeben von halbverfallenen alten Häusern stoppt der Chevrolet vor unserer Herberge…“ Sie haben ihr Ziel erreicht…“ Ich bin mir nicht so sicher, ob ich hier wirklich aussteigen möchte… George registriert unser Entsetzen mit Genugtuung. „Hättet ihr über mich gebucht, hätte ich euch im viel schöneren Havanna vieja unter gebracht…“ Naja, was solls – wir haben ja Abenteuer gebucht – wir klopfen an die Eingangstür und uns wird aufgetan… Als erstes schaffen wir die beiden E – Scooter in den schmalen Flur – die erwecken direkt reges Interesse. Im Haus ist es angenehm kühl – die Dame an der Rezeption spricht gut Englisch, teilt uns mit, das wir keinen Hausschlüssel brauchen – „die Rezeption ist 24 Stunden besetzt…sie kümmert sich um unsere E – Roller und unsere Suite liegt in der ersten Etage – Frühstück morgen früh in der 3. Etage – bzw. auf dem Hoteldach….“ „Der Strom ist gerade ausgefallen, kann aber jederzeit wieder kommen… das Haus verfügt über einen Generator – wir können also heiss duschen und das WLAN läuft – Klimaanlage erst wenn der Strom wieder kommt…“ Die Suite ist ganz passabel, es gibt ein modernes geräumiges Duschbad und das Bett ist über eine Treppe auf der Galerie erreichbar. Wir haben auch einen – begehbaren – Balkon – mit Aussicht.

„Die Nachbarschaft hier ist sehr nett und freundlich,“ versichert uns die Rezeptionistin “ sie können sich hier gefahrlos auch nachts bewegen und die Prunkmeile ist nur rund 10 Minuten zu Fuss entfernt…“ “ Aber kaufen sie nichts auf der Strasse und tauschen sie dort kein Geld….alles Betrüger…“ gibt sie uns noch mit auf den Weg.

Nach einer heissen Dusche sieht die Welt schon wieder viel freundlicher aus und wir machen uns auf zu unserer Verabredung nach Old Havanna in das 5 – Sterne – Luxushotel Gran Manzana Kempinski. Ein Wiedersehen aus Arbeitstagen in Vechta…
Schon damals hatten wir uns loose verabredet: „Wenn Sie um die Welt seglen, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass wir uns Havanna treffen“. Ein schöner Gedanke, ich (Bernd) hatte darauf gehofft, aber nicht damit gerechnet.
Tatsächlich treten wir nach einem kurzen Fussweg in eine andere Welt – im Herzen der Altstadt von Havanna – die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört – sind wir umgeben von den bedeutendsten – gut restaurierten – Prachtbauten der Stadt. Und in der Strasse parken die bonbonfarbenen Cabriolets der 50er Jahre – wofür Havanna in Deutschland so bekannt ist – und warten auf Fahrgäste…
Kaum haben wir die Lobby des Kempinski betreten werden wir schon erwartet – wir verständigen uns auf ein zwangloses „DU“ und machen uns dann mit Dirk auf zur Dachterrasse mit Infinitypool und traumhaften Blick über Old Town Havanna…

Dirk ist nach einem Arbeitseinsatz in Kalifornien für einen Abstecher nach Havanna gekommen – er ist ein großer Kuba Fan, wie sich herausstellt und schon zum wiederholten Male hier – und so gibt es ein Wiedersehen – 8.019 Kilometer vom letzten Zusammentreffen entfernt… einfach Fantastisch.

Nach einem Cocktail an der Bar laufen wir – an unserer Casa Particulares vorbei – zu Dirks Lieblingsrestaurant in Havanna das La Guarida, ein privat geführtes Restaurant das 1996 eröffnet wurde.
Obwohl am Eingang ein grosses Restaurantschild hängt, hätten wir uns hierhin alleine sicherlich nie hinverirrt – denn der große Eingangsbereich des 1913 errichteten Gebäudes wirkt leer und verlassen. Eine pompöse Steintreppe führt in die nächste Etage – auch hier ist alles alt und leer mit dem Charme vergangener Prachttage behaftet…

In der dritten Etage erreichen wir dann das – erstaunlich weitläufige – Restaurant mit mehreren Gastzimmern in historischem Ambiente und grosszügiger Terrasse im Innenhof.

Es gibt kubanische Küche, guten Wein und viel zu erzählen – so vergeht die Zeit wie im Flug. Zum Abschluss nehmen wir noch ein Getränk auf der Dachterrasse und Dirk und Bernd lassen den Abend ausklingen bei einem Glas kubanischen Rum und kubanischer Zigarre.

Ein ausgefüllter Tag geht zu Ende und wir laden Dirk zu einem Besuch auf unserem Boot in der Hemingway Marina ein…

