Unsere Reise

11. Reise – Segelrevier Tunesien – 2. Etappe – Monastir 27.10. – 02.11.2022 – 156 Seemeilen

Wir starten zu unserer ersten Segeltour entlang der tunesischen Küste. Ziel ist die Marina in Monastir. Es ist erlaubt, an der tunesischen Küste zu ankern, dies wäre auch grundsätzlich an vielen Stellen möglich, da die Gewässer vor Tunesien meist sehr flach sind und der Sand guten Ankergrund bietet. Dies ist jedoch in der Regel nur bei gutem Wetter realistisch, da es kaum natürlichen Schutz und Buchten gibt.

Auf etwa halber Strecke liegt die Insel Sharqi Island, die wir aussen passieren, die Durchfahrt wäre grundsätzlich auch innen zwischen dem Festland möglich, aufgrund der geringen Wassertiefen an einigen Stellen rät uns der Hafenmeister aber davon ab.

An der Insel gäbe es auch Ankermöglichkeiten.

Eine Nachtfahrt an der tunesischen Küste hat einige Unwägbarkeiten.

An der Küste von Tunesien herrscht nachts ein reger Verkehr von kleinen Fischerbooten, die oft schlecht beleuchtet sind und es sind viele Fischernetze ausgebracht, die meist nur durch Plastikflaschen gekennzeichnet sind.

Ein weiteres Problem sind die Flüchtlingsboote, die bei windstiller See voraussichtlich unterwegs sein werden und deren Route nach Lampedusa wir kreuzen.

Wir werden schneller unterwegs sein, als die kleinen Holzflüchtlingsboote mit ihren Zweitaktmotoren und diese werden uns auch ausweichen, da sie unerkannt durch die Nacht nach Europa fahren wollen – aber eine solche Begegnung birgt auf jeden Fall emotionalen Stress – Helfen wollen – aber nicht Helfen können und vor allen nicht Helfen dürfen – wer Flüchtlinge an Bord nimmt gilt als Schlepper und wird schwer bestraft. Da verstehen weder die europäischen noch die afrikanischen Behörde Spaß.

Wir entschließen uns daher, trotz aller Einschränkungen, eine Übernachtfahrt zu machen.

Im Hafen müssen wir uns beim Hafenmeister und bei der örtlichen Guard National abmelden zum nächsten Zielhafen Monastir. Das ist aber problemlos und kostenfrei.

Die Guard National auf See funkt uns auch gleich an, kaum dass wir losgefahren sind. Wir sind die einzige offizielle Segeljacht auf weiter Flur – die Guard National checkt Crew und Fahrtziel und wünscht eine gute Reise.

Die Überfahrt

Am Morgen stechen wir in See.
Die Ausfahrt aus dem Hafen führt durch sehr flaches Gewässer, den Markierungen backbords und steuerbords ist daher umbedingt Folge zu leisten.
Der Tag neigt sich dem Ende – bald wird es dunkel.
Die Lichter in der Ferne markieren Bohrinseln.
Stockfinstere Nacht – ausser unserem Radar und den beleuchteten Instrumenten ist auf dem weiten Meer nichts zu sehen.

Lampedusa funkt die ganze Nacht auf italienisch auf Kanal 16. Es scheint einiges los zu sein in dieser windstillen Nacht.

Nachtwache zu zweit ist anstrengend – einer muss immer wach sein und Wache halten. Eine Eieruhr hilft die Zeit zu takten – alle 20 Minuten soll Ausschau gehalten werden und der Radar geprüft werden, ob fremde Boote oder andere Behinderungen den Weg kreuzen.

Wir selbst haben keinen Kontakt mit fremden Booten und kommen unbehelligt durch die mondlose Nacht.

Gegen Mittag des nächsten Tages kommt Monastir in Sicht.
Kurz vor dem Hafen werden wir von Delfinen begleitet.

Marina Monastir

Von der Einfahrt zur Marina ist die alte Festung – Ribat genannt – gut zu sehen.
Ein gesunkenes Schiff blockiert einen Teil der Einfahrt in die Marina Monatir.
Die Marina ist gut gefüllt.
Für ein paar Tage finden wir Platz am Gaststeg.
Die Wintercommunity ist multiculti und trifft sich jeden Sonntag zum Barbecue. Die Unterhaltung findet statt auf Deutsch, Englisch und Französisch. Die Winterlieger kommen aus Südafrika, Schweiz, Deutschland, Kanada, USA, Spanien, England und Italien…

Monastir

Verläßt man die Marina Monastir kann man die Stadt Monastir fussläufig erreichen.
Über einen weitläufigen Palmenvorplatz betritt man die alte Innenstadt durch ein Stadttor.
In den Stadtbezirken herrscht reges Treiben.
Der Straßenverkehr ist chaotisch – Autos, Mopeds und Fussgänger laufen und fahren kreuz und quer durcheinander – nichts für schwache Nerven. Wir haben des öfteren Fahrschulautos gesehen – es wird offensichtlich ein Führerschein gemacht – danach scheint sich aber kaum einer an irgentwelche Regeln zu halten. Die Autos sind in der Regel verbeult, fehlende Stossstangen stören nicht und die Mopeds werden gefahren, solange der Motor läuft, Licht, Verkleidung…. Nebensache…

Strand Monastir

Blick auf den Strand vor der Marina – das flache Wasser auf sandigem Grund sorgt für ein wunderbares Farbspiel.
Ende Oktober hat das Wasser noch 25 Grad – das lockt Badegäste an.

Ribat Monastir

Das Ribat in Monastir wurde im Jahr 796 gegründet als Verteidigungsanlage und ist das älteste seiner Art in Tunesien.

Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude ausgebaut und erweitert.

Der Ribat diente als Militäranlage, aber auch zur Meditation und zum Gebet. Zwei Moscheen sind integriert worden.

In den Innenräumen befindet sich heute ein kleines Museum.

Hinter dem Ribat befindet sich der muslimische Friedhof. Dieser grenzt an das:

Mausoleum Habib Bourguiba

Der ehemalige tunesische Präsident Habib Bourguiba wurde am 03.08.1903 in Monastir geboren.

Vorplatz vor dem großen Mausoleum – rechts der muslimische Friedhof

Er gilt als Vater der tunesischem Unabhängigkeit. Schon zu seinen Lebzeiten wurde mit dem Bau des Mausoleums für ihn und seine Familie begonnen. Habib Bourguiba verstarb am 06.04.2000

Neben seinem Grab befinden sich im Mausoleum auch die sterblichen Überreste seiner ersten französischen Frau Mathilde, seiner Eltern, seiner Geschwister und weiterer Familienangehörige.

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