Tunesien – Weltkulturerbe: Das Amphitheater von El Djem – über Brot und Spiele und das Gladiatorenleben
Das Amphitheater von El Djem ist das besterhaltene in Nordafrika und das zweitgrößte nach Karthago.
Es wurde 238 n. Chr. erbaut und dem Kolosseum von Rom nachempfunden.
Erbaut wurde es in der römischen Stadt Thysdrus und fasste 35.000 Zuschauer.
Gladiatorenkämpfe in der Arena wurden immer privat finanziert und waren sehr kostspielig.
Je nach dem finanziellen Einsatz gestaltete sich das Kampfspektakel – welches sich über mehrere Tage erstrecken konnte.
Dabei gab es einen festen Ablauf:
Morgens begannen die Spiele mit Tierkämpfen.
Zuerst wurden harmlose Tiere in die Arena gelassen wie Hirsche und Antilopen die dann von sogenannten Bestiari mit dem Speer gejagt und erlegt wurden.
Danach folgten die gefährlichen Tiere wie Löwen, Elephanten oder Bären, diese kämpften entweder gegeneinander oder wurden ebenfalls von den Bestiari gejagt.
Manchmal wurden auch Tierdressuren gezeigt
Mittags wurden in der Arena Verurteilte hingerichtet – dazu bediente man sich verschiedener Verfahren.
Enweder wurden die Gefangenen direkt hingerichtet oder man ließ sie gegen gefährliche Tiere antreten ((unbewaffnet). Beliebt war auch, sie gegeneinander kämpfen zu lassen bis nur noch einer übrig blieb. Allerdings wurde dieser nicht begnadigt sondern am Ende ebenfalls hingerichtet.
Im Anschluss daran wurden die Gladiatoren vorgestellt und zeigten Schaukämpfe, sogenannte Producio.
Während dieser Producio kämpften die Gladiatoren mit stumpfen oder Holzschwertern in Schaukämpfen gegeneinander oder gegen Adelige, die sich in diesen Schaukämpfen zeigen wollten. Auch Kaiser nahmen gerne an solchen Schaukämpfen teil.
Manchmal zogen sich diese Schaukämpfe über mehrere Tage hinweg.
Durch Hebevorrichtungen wurden Menschen und Tiere durch eine Öffnung im Boden in die Arena befördert.
Höhepunkt der Kampftage waren dann die Gladiatorenkämpfe.
Diese waren kein unkontrolliertes Gemetzel, sondern hatten in der Regel einen Schiedsrichter vor Ort, der den korrekten Ablauf sicher stellte.
Gladiatorenkämpfe endeten auf 4 verschiedene Weisen:
- Einer der beiden Gladiatoren fiel im Kampf
- Der unterlegene Gladiator ergab sich und wurde auf Entscheidung des Publikums hingerichtet
- Der unterlegene Gladiator ergab sich und wurde durch die Entscheidung des Publikums begnadigt.
- Der Kampf endete unentschieden – beide Gladiatoren überlebten den Kampf
Der überlebende Gladiator verließ die Arena durch die Porta Sanavivaria – das Tor für Gesundheit und Leben – der getötete Gladiator wurde in Tüchern gehüllt durch das Tor Venus Libitina – der Göttin des Todes und der Bestattung aus der Arena getragen.
Tor zum Verlassen der Arena.
Die ersten Gladiatoren waren Sklaven und Kriegsgefangene. Doch bereits im 1. Jahrhundert vor Chr. waren die Hälfte aller Gladiatoren vormals freie Bürger, die sich als Gladiatoren meldeten. Obwohl ein Gladiator gesellschaftlich niedriger stand als ein Sklave war die Nachfrage so groß, das Gesetze erlassen wurden, um den übergroßen Zustrom zu stoppen.
Warum wollten so viele Freie Gladiatoren werden?
In anbetracht der der Tatsache, das zu römischen Zeiten die Lebenserwartung nicht so hoch war, erschien das Gladitorenleben durchaus attraktiv.
Ein Gladiator kämpfte rund 1 – 3x im Jahr – auch die Chance zu überleben war gar nicht so gering.
Nach einer Erhebung des Historikers George Ville starben etwa 19 Gladiatoren bei einer Teilnahme von 200 Gladiatoren an den Spielen.
Die Lebenserwartung von Gladiatoren lag bei 18 – 25 Jahren – allerdings lag die allgemeine Lebenserwartung auch nur bei 27 Jahren.
Dafür führten die Gladiatoren ein gutes Leben. Sie wurden gut versorgt und die berühmtesten Ärzte ihrer Zeit kümmerten sich um sie.
Sie wurden in Gladiatorenschulen ausgebildet – die berühmtesten waren in Capua – und konnten Ruhm und Ansehen erlangen und waren an den Preisgeldern beteiligt.
Hatten sie genug Geld, konnten sie sich freikaufen und verdingten sich dann als Leibwächter von Adeligen oder als Ausbilder in den Gladiatorenschulungen.
Gladiatorenkämpfe fanden statt zwischen 264 vor Chr. bis etwa Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. – das Ende erfolgte durch kaiserliches Verbot und setzte sich nur sehr schleppend durch.