Unsere Reise

12.Reise – Überführungstörn – von Tunesien nach Marokko – 4. Etappe von der spanischen Exklave Ceuta ins marokkanische Tanger.

14.05.2023

Heute machen wir uns auf, um die 28 Seemeilen lange Tour von Ceuta nach Tanger zu bewältigen.

Diese Tour beinhaltet mehrere Herausforderungen:

Zum einen wechseln wir vom Mittelmeer auf den Atlantik – der Atlantik liegt dabei 1,5 Meter höher als das Mittelmeer – was daran liegt, dass im Mittelmeer deutlich mehr Wasser verdunstet, als durch die Flüsse nachfließt – zum anderen müssen wir die Strömungen in der Straße von Gibraltar beachten. Hier addieren sich die stetige Strömung vom Atlantik in das Mittelmeer, der Tidenstrom und der Strom durch den Wind. All das kann man in Strömungskarten und im Wetterbericht recherchieren und so den geeigneten Zeitpunkt für die Passage festlegen. Das Verkehrstrennungsgebiet ist der Grossschifffahrt vorbehalten und daher für uns tabu, wir halten uns am Rand zwischen Verkehrstrennungsgebiet und afrikanischen Ufer.

Ceuta Seekarte
Blick auf unseren Kartenplotter – hier kann man gut das Verkehrstrennungsgebiet zwischen der spanischen und der afrikanischen Küste sehen in dem sich die Frachtschiffe und Tanker bewegen.

Wir passieren auf unserem Weg nach Tanger die Straße von Gibraltar und kommen damit in das Gebiet der Iberia Orcas.

Orca Wale
Orcas – auch Killerwale genannt gehören zur Tiergruppe der Delfine. Foto: Holger Wulschlaeger

In der Straße von Gibraltar besteht die Möglichkeit, auf die Iberia Orcas zu treffen. Normalerweise leben die Wale in friedlicher Ko-existenz mit den Booten, aber seit Anfang 2020 – nach Corona – hat ein Teil der Population der Iberia Orcas, die ca. 60 Wale umfasst – begonnen, Segelboote zu schuppsen und ihre Ruderblätter anzuknabbern.

Warum sie das tun, ist unklar – vielleicht einfach, weil diese intelligenten Tiere gelernt haben, dass sie es können.

Auf jeden Fall kommt es immer wieder zu Zwischenfällen – Attacken / Interaktionen dieser Tiere – man geht nicht davon aus, dass dies aus Aggression passiert, doch wenn diese riesigen Schwertwale – die Männchen werden 6 – 8 Meter lang, die Weibchen 5 – 7 Meter ( Gewicht ab 2,6 Tonnen)- ausgewachsene Tiere können bis zu 10 Meter lang und bis zu 9 Tonnen schwer werden – beginnen mit einem Segelboot zu spielen und zu schuppsen und sich an den Ruderblättern zu schaffen machen, dann hat das oft verherrende Folgen für die Segelboote.

Die Segelcommunity ist auf jeden Fall in heller Aufregung. Es gibt WhatsApp Gruppen und offizielle Seiten, die die aktuellen Orcabewegungen verzeichnen.

Ausfahrt aus Ceuta

Natürlich haben wir vor unserer Reise über die Orcabwegungen informiert.

Die Orcas folgen den Thunfischen und halten sich dabei schwerpunktmässig an der spanischen Atlantikküste auf, vor Portugal und in der Straße von Gibraltar.

Ins Mittelmeer schwimmen sie dabei eher nicht, da ihnen das Wasser dort zu warm ist.

Unser Reisezeitpunkt ist nicht der beste, da die Thunfische zu dieser Zeit über die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer schwimmen, aber nach unserer Recherche hat es in den letzten Tagen vor der marokkanischen Küste keine Orcasichtungen gegeben – wir sind also zuversichtlich aber gleichzeitig alarmiert und halten Ausschau nach Orcas, die unseren Weg kreuzen.

Strasse von Gibraltar
Der Start unserer Reise ist erst einmal verhalten – wir müssen den richtigen Zeitpunkt für die Tide abwarten, d.h. bis sich die Strömung in unsere Richtung ändert, bevor wir in die Staße von Gibraltar einfahren.

Tide: Unterschied der Meereshöhe zwischen Ebbe und Flut.

Blick auf den Felsen von Gibraltar.
Chilliges Reisewetter – die Crew – Josef und Dietmar sind ganz entspannt – Blick auf das spanische Festland.
Zeit zum Lesen – zwischen den beiden Küsten verläuft das Verkehrstrennungsgebiet und die großen Containerschiffe und Tanker fahren an uns vorbei.

Gegen 15 Uhr werden wir von einem Forschungsschiff angefunkt – wir fahren direkt auf eine Orca – Gruppe zu. Wenn wir eine Interaktion mit den Tieren vermeiden wollen, sollen wir unverzüglich unseren Kurs ändern und Richtung marokkanischer Küste in flachere Gewässer navigieren – bei einer Wassertiefe unter 20 m wären wir sicher.

Wir bedanken uns für die Kontaktaufnahme und den guten Rat, man wünscht uns gute und sichere Reise. Gut das wir Funk am Steuerstand haben und so wie es sich gehört auf Kanal 16 auf die Funksprüche achten.

Marokkanische Küste
Die marrokanische Küste

Wir ändern also unseren Kurs und fahren nun nahe entlang der marokkanischen Küste – dadurch verlängert sich unserer Weg – aber sicher ist sicher.

Marina Tanger
Marina Tanja in Tanger

Ohne Zwischenfälle und ohne Orcasichtung erreichen wir gegen 19 Uhr die Marina in Tanger

Die erfolgreiche Crew ist sicher in Tanger gelandet. Von links: Josef, Petra, Dietmar, Bernd, Mehmet.

Das einklarieren verläuft reibungslos und bald haben wir einen Platz am Steg.

Unsere 12. Reise – der Überführungstörn von Hammamet nach Tanger ist nun beendet. Wir haben zusammen insgesamt 954 Seemeilen zurückgelegt.

Ein letzter gemeinsamer Abend und dann heißt es schon wieder Abschied nehmen. In Tanger verläßt uns unsere Crew und wir setzen die Weiterreise alleine fort. Aber erst einmal tauchen wir in die Stadt ein und planen unsere nächsten Landausflüge – es steht einiges auf unserer Liste, was wir uns ansehen wollen.

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