Undichte Lewmar Luken richtig abdichten in 7 Schritten
Inhalt
Unsere Lewmar Luken waren eigentlich dicht. Betonung auf eigentlich, was im realen Leben im Zweifel nicht viel Wert ist. Wir haben einige Zeit gebraucht um die wirkliche Fehlerursache für die zeitweise undichten Lewmar Luken zu finden. Auch von anderen Crew haben wir gehört, dass sie Schwierigkeiten mit undichten Luken haben und diese nicht dicht bekommen. Mache Eigner tauschen die Luken aus, was aber pro Luke eine vierstellige Investition bedeutet und nicht notwendig ist.
Fun Fakt: Unsere Lagoon 421 hat 15 Dachluken, ein Austausch hätte somit knapp 20.000 Euro gekostet.
In diesem Artikel möchten wir unsere Erkenntnisse zusammenfassen. Die so behandelten Luken sind seit über einem Jahr, auch bei schwerster See und massivem Platzregen dicht. Achtung: Eine Einfache Schlauchprobe reicht zur Dichtigkeitsprüfung meist nicht aus.
Ursachen für undichte Lewmar Luken
Fenster Dichtungen als Ursache für undichte Luken
Meist wird die Dichtung, die die Luke gegen den Rahmen abdichtet, als Ursache für eine undichte Luke ausgemacht. Dieses Problem ist auch ohne den Austausch der Dichtungen leicht in den Griff zu bekommen. Die Dichtungen werden über die Zeit immer mehr zusammen gedrückt und verlieren neben Volumen auch an Elastizität.
Unsere Recherchen haben ergeben, dass Silikonfett ein gutes Mittel ist um die Dichtungen wieder in Toppzustand zu versetzen. In Deutschland bekommt man Silikonfett ohne Probleme zu kaufen, im Ausland – in unserem Fall der Türkei, war es vollkommen unbekannt – und letztlich haben wir es uns von Freunden aus Deutschland aufs Schiff mitbringen lassen. Später haben wir von anderen Blauwasserseglern den Tipp bekommen das Vaseline den gleichen Effekt hat.
Seither werden die Dichtungen der Luken einmal pro Jahr mit Silikonfett oder Vaseline eingerieben. Schön satt auftragen, eine halbe Stunde einziehen lassen, danach ggf. überschüssiges Fett mit einem Lappen abwischen. Während der Prozedur die Luken offen stehen lassen. Nach der Behandlung sind die Dichtungen wieder geschmeidig, haben ihr Volumen zurück erlangt und dichten zuverlässig ab.
Scharniere und Schlösser als Ursache für undichte Luken
In seltenen Fällen dringt Wasser dort in die Luken ein, wo Einbauteile am Glas befestigt sind. Dies können die Scharniere, aber auch die Schlösser der Luken sein. In diesem Fall ab Besten das betreffende Bauteil ausbauen. Nach der Reinigung eine dünne Wulst Butyl um das Bauteil legen und wieder montieren. Danach sollten auch diese Stellen zuverlässig Dicht sein.
Was ist Butyl ?
Butyl sollte auf keinem Boot fehlen. Es handelt sich um eine Dichtmasse, die den großen Vorteil hat nicht auszuhärten und dauerelastisch ist.
Luken Rahmen als Ursache für undichte Luken
Nachdem wir die ersten beiden Punkte sicher ausschließen konnten , hatten wir bei extremen Wetterverhältnissen immer noch hier und da kleinere Probleme mit eindringendem Wasser. Letztlich fand sich der Übeltäter in den Dichtungen, mit der die Luken im Rahmen eingesetzt sind. Durch Wärme und Alterung schrumpfen diese Dichtungen und es bildet sich ein Spalt, wo die Dichtung ursprünglich aneinander stieß. Oft wird versucht dies mit Silikon, Sika oder einem ähnlichen Material zu flicken. Meist oder eigentlich immer ohne dauerhaften Erfolg. Das Wasser presst sich nämlich nicht nur durch den Spalt, wo die Dichtung einst zusammen stieß, sondern unterwandert die Dichtung. Zwischen Scheibe und Dichtung sammelt sich im Laufe der Jahre Staub und feiner Sand an, der eine Brücke für das Wassere bildet. Kaum zu glauben, aber real.
Die Gute Nachricht: Ist das Problem erkannt, kann es relativ einfach behoben werden.
Pro Luke ist mit einem Zeitaufwand von und einer Stunde zu rechnen, je nach handwerklichem Geschick. Alles was man benötigt sollte an Bord sein.
Ausbaus der Lewmar Luken
Will man die Lewmar Luken warten, muss man sie erst einmal demontieren. Naheliegend währen die großen, gut zugänglichen Schrauben, die einem sofort ins Auge fallen; die sind es aber nicht. Die Demontage der Lewmar Luken ist jedoch einfach, wenn man den Trick kennt. Zunächst einmal die beiden Schrauben lösen, die den Scharnier mit dem Glas der Lewmar Luke verbinden.
Schritt 1: Clip entfernen
Hierzu den Kunststoffclip in der Mitte des Scharniers vorsichtig entfernen. Dies geht gut mit einem kleinen Schraubenzieher oder wie hier gezeigt mit einem kleinen Inbus Schlüssel. Entweder die Luke geschlossen halten und den Clip von oben entfernen oder die Luke leicht öffnen und von unten herausdrücken. Auf jeden Fall vorsichtig vorgehen, die Clips können durch Alter und Sonnenlicht brüchig werden. Falls ein Clip bei der Demontage bricht ist dies auch ein Beinbruch. Sie sind als Ersatzteil in jedem größeren Marineshop erhältlich oder können, wenn vorhanden, mit einem 3 D Drucker nachproduziert werden.
Schritt 2: Scharniere der Lewmar Luke aushängen
Sobald der Clip entfernt ist, kann man die beiden Hülsen links und rechts in die Mitte schieben. Dies sollte ohne Kraftaufwand mit einem kleinen Schraubenzieher oder einer Spitzzange möglich sein.
Achtung: Die schwarze Achse in der Mitte bitte nicht entfernen, einfach die Hülsen in die Mitte schieben und der Rahmen ist frei.
Schritt 3: Alu Rahmen der Lewmar Luken demontieren
Auf beiden Seiten des Rahmens jeweils 2 Schrauben entfernen und den Rahmen dann gefühlvoll auseinanderziehen. Sobald ein minimaler Spalt entstanden ist, kann man ggf. gefühlvoll mit einem Spachtel oder Schraubendreher nachhelfen. Bei uns hat es ohne Hilfsmitte gut geklappt.
Schritt 4: Dichtung abnehmen und reinigen
Nachdem der Rahmen entfernt wurde die Dichtung abnehmen. Dichtung und Rahmen gründlich reinigen. Ich habe hierzu einen Schwamm und Geschirrspülmittel und Wasser verwendet. Nach der Grundreinigung noch einmal mit Alkohol gut nachreinigen und die Dichtung sollte nahezu wie neu sein.
Schritt 5: Dichtung neu montieren und zusammenkleben
Nachdem Dichtung und Luke gewissenhaft gereinigt und getrocknet sind, können wir uns um den Zusammenbau kümmern. Dazu die Dichtung um das Glas der Luke legen und mit sanftem Druck soweit schieben, bis die beiden Enden wieder bündig zusammen passen. Dabei möglichst gleichmäßig dehnen und soweit schieben, bis auf der Nahtstelle kein Zug ist, die Dichtungsenden dürfen gerne zunächst ein wenig Überlappen. Jetzt im Idealfall mit einem Tropfen Industriekleber für Gummi (Sekundenkleber) die Enden benetzen und die Dichtung auf Stoß zusammen kleben.
Achtung: Bei der Montage darauf achten, dass die Dichtung richtig herum auf der Scheibe zu liegen kommt. Der Stoß soll sich dort befinden, wo das Scharnier montiert ist, also auf der Seite mit dem Ausschnitt im Glas (siehe Bild unten). UND die Wulst der Dichtung muss auf der Unterseite der Scheiben zu liegen kommen. Das ist auf der Seite, wo die Griffe montiert sind.
Tipp: Möchte man auf Nummer sicher gehen und dem Unterwandern der Dichtung durch Schmutz und Sand vorbeugen, kann man eine dünne Wulst aus Butyl (siehe oben) in die Falz des Scheibe legen, bevor mach die Dichtung wieder montiert. Dies hat den Vorteil, dass die Dichtung strammer im Rahmen sitzt und das die Dichtung nicht wieder zurück wandert und am Ende ein Spalt entsteht
Schritt 6: Rahmen montieren
Sitzt die Dichtung wieder auf dem Rahmen, ist die Zeit gekommen die Rahmen der Luke zu montieren. Dazu beide Teile – Achtung richtig herum – auf seitlich aufsetzen und gefühlvoll zusammen schieben. Die beiden Schrauben montieren und fertig. Auf dem zweiten Bild ist das Butyl zu sehen, welches zwischen der Dichtung und dem Glas herausgepresst wird. Überschüssiges Material kann mit einer Plastikkarte oder den Fingern einfach entfernt werden.
Schritt 7: Lewmar Luke montieren
Die Montage erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Also zunächst die Luke so auflegen, dass die Ausschnitte im Rahmen und die Gegenstücke am Boot fluchten. Dann die Hülsen von der Mitte wieder nach außen schieben. Sollte das nicht auf Anhieb klappen kontrollieren ob sich die Hülsen verdreht haben. Die Hülsen sind abgeflacht. Im Zweifel einen Inbusschlüssel in das Loch stecken und und Hülse gefühlvoll drehen bis die Kontur fluchtet. Das auseinanderschieben der Hülsen muss ohne Kraft möglich sein. Sobald die Hülsen wieder nach außen geschoben sind kann der als erstes demontierte Clip wieder aufgesteckt werden. Zum Schluss den Scharnierarm mit den beiden Schrauben an der Scheibe befestigen, dabei die Dichtung nicht vergessen.
Tipp: Über die Inbus Schraube im Scharnierarm kann die Haltekraft der Luke justiert werden.
Als Ergebnis habt ihr perfekt dichte Luken und trockene Kabinen, egal wie stark es regnet.
4 Comments
Manfred Lugert
Hallo Bernd,
Danke für diesen detaillierten Artikel – ich hätte ihn schon eher gut gebrauchen können, aber die 2. Hälfte unserer Luken auf unserer Lagoon 39 muss eh noch gemacht werden.
Wir haben auf allen unseren Lewmar Luken auch noch die flachen (Dorade)Belüfter. Hier scheint auch je nach Windlage immer mal wieder Wasser reinzukommen – denke ich? Oder sind es dich die Lukendichtungen?
Gute Fahrt allzeit und genießt die Karibik.
Manfre & Ulrike, SY Nxt Lvl
Bernd
Hallo Manfred, unsere Dorade Lüfter sind bisher dicht. Bei extremem Wetter schießen wir sie. In der Mitte kann man die Achse noch oben und unten schieben. Muss aber schon sehr schlechtes Wetter sein, dass da Wasser rein kommt.
Wolfgang Schlipf SY Mare Calypso
Tolle Beschreibung. Mein 380-er Lagoon ist 11 Jahre alt. Vaseline ist an Bord, werde ich morgen gleich anwenden! Bei mir schrumpfen teilweise die feinen Gummidichtungen zwischen Scheibe und Rahmen. Den Spalt am Stoß konnte ich bisher mit einem Tropfen Silikon wieder dicht bekommen.
Bernd
Hallo Wolfgang, so ging es bei uns auch los. Erst schrumpfen die die Dichtungen, dann kann man den Spalt mit Silikon schliessen. Irgendwann kommt Wasser durch… Die Dichtungen gibt es übrigens auch als Meterware, war bei uns mit den genannten Tipps allerdings noch nicht notwendig diese zu tauschen.