Wir Babyboomer
Jahrgang 1963 und 1962 – damit gehören wir zu den Babyboomern – das bedeutet vor allem – wir sind ganz viele…
Obwohl überwiegend in Kleinfamilien groß geworden – die Verbreitung der Pille favorisierte die Einkindfamilie – zumal die Kriegs- und Nachkriegsgeneration vor allem eins wollte: Wiederaufbau – Sicherheit und Wohlstand – war für Individualismus daher wenig Platz. Wohin wir auch kamen, überall war es schon voll.
Ich erinnere mich in der 6. Klasse – am Gymnasium hieß das damals Quarta – waren wie 43 Schüler! Auch auf dem Weg in den Arbeitsmarkt herrschte drangvolle Enge. 50 Bewerbungen und mehr für einen Ausbildungsplatz waren keine Seltenheit – immer höhere Schulabschlüsse und Zusatzqualifikationen wurden dafür verlangt. Teilweise gingen ganze Klassen zum Test für beliebte Ausbildungsberufe ohne das einer einen Ausbildungsplatz bekommen hätte. Auf jeden Ausbildungsplatz kamen oft mehr als 100 Bewerbungen. Studieren war noch einfacher, es gab einige Studiengänge mit Zugangsbeschränkung durch Nummerus Clausus – wie Medizin, Pharmazie, Psychologie… aber die meisten Studiengänge waren frei zugänglich. Zumindest wenn man sich nicht daran störte bei den Veranstaltungen der Erstsemester im Auditorium mit auch mal 600 Leuten und mehr zu sitzen, es wurden durch die Universitäten auch schonmal Kinosäle angemietet um alle Studenten unter zu bringen. Die Verweildauer war nicht begrenzt, das Studium dauerte halt so lange es dauerte – das konnten auch schon mal 20 Semester sein. Um in den Arbeitsmarkt zu kommen war es dann auch wieder sehr eng, auch für Akademiker. Es gab eine Lehrerschwemme und für die meisten Studienabgänger sahen die Zukunftsaussichten nicht rosig aus. Die Anforderungen waren hoch und nur wer passgenau einer Stelle entsprach hatte eine Chance auf einen adäquaten Arbeitsplatz. Die anderen verdingten sich zu niedrigen Löhnen oder in nichtakademischen Arbeitsstellen. Viele Taxifahrer konnten einen akademischen Grad nachweisen… Für die arbeitslosen Lehrer der Mathematik und Naturwissenschaften tat sich damals eine neue Chance auf – der damals neue Arbeitszweig IT suchte händeringend nach Arbeitskräften und Personengruppen, die branchennah waren, wurden zu Hunderten durch die Arbeitsämter in diesen Bereich hinein geschult.