Gastbeitrag: Mitsegeln in der Karibik – Martinique, Dominica und Guadeloupe
25.01. – 10.02.2024
„Alter Schwede“

Bis wir am 25.01.2024 auf Martinique angekommen sind, hatten wir schon einige kleine Abenteuer hinter uns.
Norbert und ich mussten noch am 24.01. den ganzen Tag arbeiten. Danach hieß es Koffer packen und dann ab mit dem Auto auf die Piste nach Paris-Orly. Wir hatten am Best Western Hotel (Rungis) einen Stellplatz für unser Auto gemietet. Von dort ging ein Shuttlebus direkt zum Flughafen. Bis hier hin ist alles absolut reibungslos gelaufen. Am Flughafen angekommen machten wir uns auf den Weg zum Schalter. Der französischen Sprache mächtig, wurden wir direkt an ca. 200 anstehenden Personen vorbei geführt zu einem komplett leeren Schalter. Hier hat die nette Dame von Air Caraibes unser Check-in durchgeführt, unsere Koffer haben ein seltsames Bändchen bekommen und wir wurden zu einem Durchgang für Piloten, Crew und VIPs geführt. Das war schon etwas gespenstisch…. Wir sind doch keine VIPs… Das ganze Spielchen hat sich bis zum Gate durchgezogen. Überall konnten wir sofort durch. Am Gate angekommen, haben wir noch über zwei Stunden Zeit bis zum Boarding gehabt. Irgendwann wurden Namen aufgerufen – unter anderem auch unsere beiden Namen – wir sollten zum Gate kommen. Um es an dieser Stelle kurz zu machen, wir haben auf Kosten der Airline ein Upgrade auf Business Class bekommen. Mit einem fetten Grinsen im Gesicht, fing also unser Urlaub an.
Bernd und Petra dachten, wir wären im Flieger fast verhungert und hielten eine Mittagsmahlzeit für uns bereit. Beide wussten nicht, dass wir upgegradet worden sind und jede Menge zu futtern bekommen hatten.
Nach deren Stärkung sind wir erst einmal ins Wasser gehüpft, um uns zu akklimatisieren. Der Atlantik kann schon sehr gemein sein. Er hat sich direkt 4 Opfer einverleibt – Norberts Badehose, zwei Schwimmpaddel und eine Karte, mit der ich die Kufen vom Katamaran entalgt hatte.
Am ersten Tag wurde dann nur noch relaxt und gespielt. Am nächsten Morgen beschlossen wir, dass wir uns Fort-de-France ansehen und nebenbei auch den ersten Proviant bunkern.
Fort-de-France ist eine quirlige Stadt mit hübschen kleinen alten Häusern, an den nicht nur der Zahn der Zeit nagt, sondern auch die salzige Luft. Wir haben mit der Schoelcher Bibliothek angefangen. Schoelcher war im 19. Jahrhundert ein französischer Politiker und ein Gegner der Sklaverei und federführend bei der Abschaffung der Sklaverei um 1848 auf Martinique und 1850 auf Guadeloupe beteiligt. Bedauerlicherweise hatte Napoleon Bonaparte die Sklaverei auf beiden Inseln wieder eingeführt (1851).
Die große Kirche konnten wir leider nicht besichtigen – sie hatte geschlossen. Wir haben den Markt besucht, Obst und Gemüse gekauft und uns die verrückten Karnevalgeschäfte angeschaut.
Bei dem Ankermanöver ist der Motor der Ankerwinsch in den Kettenkasten gestürzt. Ankern war leider hier nicht mehr möglich, da wir viel zu nahe an den anderen Booten lagen und der Anker auch nicht richtig gehalten hatte. Petra übernahm das Steuer, um den umliegenden Booten fernzubleiben. „Alter Schwede“, da sind doch tatsächlich die Verbindungsbolzen zwischen Motor und Winsch ausgelutscht gewesen und haben sich leider aus dem Gewinde gelöst. Nach kleiner Diskussion, was wir nun machen, beschlossen wir, noch ca. 4-5 Stunden weiter zu segeln, um in der grossen Bucht bei Le Marin im Süden Martiniques manuell den Anker zu werfen. Le Marin hat eine Werft und mehrere Segelshops. Hier war unsere Hoffnung auf Hilfe sehr groß. Gesagt getan. Wir segelten weiter. Auf der Fahrt dorthin entwickelte sich der Plan, die beschädigten Gewinde durchzubohren und Schrauben zu versenken, so dass diese Verbindung – „alter Schwede“ – als unkaputtbar erklärt wurde.
Am nächsten Morgen machten wir uns mit dem Dinghy auf in die Marina. Petra und Bernd wollten ein neues Dinghy kaufen, da das alte immer wieder Luft verlor. Im Shop angekommen, wurde auch sofort der Preis für ein 3,10m Dinghy verhandelt. Petra schlug noch einen kleinen Rabatt raus. Das Dinghy war am nächsten Tag abholbereit – es gab nur noch eins auf Lager, allerdings in 3,40 m Länge. So fiel das neue Dinghi größer aus als gedacht. Wir gingen weiter und erkundeten neugierig den Ort. Hier gab es eine Markthalle mit leider etwas genervten Marketenderinnen, ein riesiges Krankenhaus, kleine Cafés, Bars, Restaurants und auch Tante-Emma-Läden, an denen vor der Türe auch gegrillt wurde. Kleine Köstlichkeiten als Wegzehrung waren uns herzlich willkommen. Wir trennten uns kurz von Bernd und Petra, um eine kleine Kirche aus dem 18. Jahrhundert zu besichtigen.
Der Gottesdienst war gerade zu Ende und wir konnten einen Blick ins Innere der Kirche werfen. Auch einen kleinen Rundgang über einen Friedhof haben wir gemacht. Typisch Französisch. Es standen kleine Bildchen der Verstorbenen auf gekachelten Gräbern und mittendrin wuchsen Bananenpflanzen. Zurück bei Bernd und Petra genossen wir unseren ersten Planteur… köstlich.
Wir blieben noch zwei Tage in der Bucht, um das Dinghy abzuholen und wir hatten noch für einen Tag einen Leihwagen gemietet.
Mit dem Leihwagen besuchten wir den Jardin de Montagne. Ein kleiner abgelegener botanischer Garten, der wirklich in den Bergen von Martinique liegt. Die Fahrt dorthin war fantastisch und abenteuerlich.
Wir fuhren weiter zum nächsten Stopp der Rumdestillerie Clément, vorbei an Bananenplantagen und Zuckerrohrfeldern empfing uns am Eingang der Destillerie bereits der köstliche Rumduft. Die Destillerie produziert auch heute noch Rum. Die ganze Anlage wurde zu einem Museum und Kunstpark verändert. Natürlich durfte auch hier eine Rumverköstigung nicht fehlen.
Unsere letzte Besichtigung war ein Freilicht – Sklavenmuseum. Hier hatte man eine Anlage geschaffen, die über die Sklaven berichtet und man hat versucht aufzuzeigen, wie die Menschen damals, unter schrecklichen Bedingungen, arbeiten und leben mussten.
Während Bernd uns ausklariert, haben Norbert und ich einen kleinen Spaziergang durch das Städtchen gemacht und sind anschließend mit dem Bus zur Rumdestillerie Depaz gefahren. Bernd und Petra haben den Zoo besucht.
Am nächsten Morgen gingen wir noch auf dem Markt einkaufen, anschließend segelten wir weiter nach Dominica. In der Hauptstadt Rousseau angekommen, wollte uns Bernd dort noch einklarieren. Die Boot-Boys hatten uns gesagt, dass der Zoll noch bis 18 Uhr arbeiten würde…. Leider war dem nicht so. Wir konnten also an diesem Tag nicht von Bord. Wir machten es uns gemütlich – was bei dem Wellengang schon recht schwer war – wir sichteten eine dicke Meeresschildkröte und warteten auf den nächsten Morgen. Bernd schaffte es an diesem Morgen uns ein- und direkt wieder auszuklarieren. Wir hatten nun 14 Tage Zeit, die Insel wieder zu verlassen. Wir waren auf der Suche nach einem geeigneten Steg, an dem wir an Land gehen konnten. Hier war alles sehr hoch gebaut, die Wellen waren auch nicht günstig und alle hatten Angst, dass das neue Dinghy darunter leiden könnte. Wir haben es aber geschafft und machten uns auf dem Weg, zum Champagner Reef. Hier sind heiße Quellen im Meer und es blubbert wirklich, wie die Bläschen in einem Champagner Glas. Der Weg dorthin war schon recht abenteuerlich. Wir suchten ein Taxi oder einen Bus. Dominica ist recht arm und jeder Einheimische kennt jemanden, der einen irgendwo hin fahren könnte…. Die Preise sind auch sehr unterschiedlich. Übrigens gehörte Dominica früher zu England und ist noch im Commonwealth. Landessprache: Englisch. Normalerweise wollten wir uns auch hier einen Leihwagen gönnen. Das Problem ist nur, dass es für einen Tag unmöglich ist, einen Wagen zu mieten. Erst ab 3 Tagen könnte es funktionieren. Auch muss man einen dominicanischen Führerschein für 35 Karibische Dollars kaufen. Für den einen Tag wollten wir uns diese Strapaze nicht aufhalsen. Ein Taxi brachte uns zum Reef. Ich muss erwähnen, dass das Reef nur für gute Schwimmer zugänglich ist. Die Strömung und die Wellen sind nicht ohne. Sicherlich hätten wir uns auch einen Guide nehmen können, der uns mit seinem Boot direkt zum Reef gebracht hätte, aber das hätten wir ja auch wieder recherchieren müssen. Norbert wollte über den Landweg zum Reef kommen, doch dieser war viel zu steinig. Petra war die Strömung bis zur Austrittsstelle der Gasbläschen nicht so geheuer. Also schwammen Bernd und ich dann allein zum Reef. Es war toll. Überall blubberte es. Es wurde manchmal richtig heiß an den Beinen. Bunte Fische, große wie kleine. Bernd und ich schwammen wieder zurück, unser Taxi sollte uns nach 2 Stunden wieder abholen. Ich wollte aus dem Meer krabbeln, doch diverse heftige Wellen hatten mich immer wieder vom sicheren Ufer weggesogen und zurück ins Meer kugeln lassen. Bernd hat mir hier aus dem Wasser geholfen. Es muss lustig ausgesehen haben…. Alle hatten ein dickes Grinsen im Gesicht gehabt. Nun warteten wir auf unser Taxi, das uns zum Dinghy bringen sollte. Es kam nicht, also sind wir zurück mit dem Sammelbus gefahren, was weitaus günstiger war.
Am nächsten Morgen segelten wir weiter in den Norden von Dominica. Der Wellengang machte es uns aber nicht möglich, an Land zu gehen. Bernd hatte für den nächsten Tag eine Tour auf dem Indian River bei Asa vorgebucht. Asa hat uns direkt am Boot abgeholt und seine Tour gestartet. Es war ein wunderbares Erlebnis auf diesem Fluss, im „Fast“-Urwald zu fahren. Es wurde auch nur gerudert. Es gab viele Tiere zu entdecken, Pflanzen und auch einen Teil der Filmkulisse aus „Fluch der Karibik“.
Am nächsten Morgen verließen wir Dominica und segelten rüber nach Guadeloupe – allerdings zu den vorgelagerten Inseln Les Saints. In den letzten 10 Tagen haben wir immer, wenn wir zu einem neuen Ankerplatz gesegelt sind, auf der Tour geangelt. Norbert hatte, bis auf den kleinen Red Snapper, keinen Erfolg. Doch es sollte anders kommen. Nachdem Norbert die Angel mal wieder umgebaut hatte, konnte er doch endlich einen Erfolg vermelden. Endlich ein Biss. Ein Mahi Mahi Männchen hatte Gefallen an dem Köder gefunden. Eine Regel auf dem Boot: Kein Drill ohne Lifebelt. Während Norbert alle Maßnahmen zum Einholen startete, hatte Bernd ihm die Schwimmweste angelegt, und alles so befestigt, dass, wenn Norbert über Bord gehen konnte, auf jeden Fall gesichert war.
Mein morgentliches Ritual war, morgens ums Boot schwimmen. An diesem Morgen stieg ich aus dem Wasser mit leichten rötlichen Pickelchen auf den Armen. Google bestätigte meinen Verdacht, dass kleine Quallen- und Anemonenlarven, die man im Wasser nicht erkennen kann, sich mit „Gift“ gegen Feinde wehren. Also nichts Besorgniserregendes. Wir hatten beschlossen, mal wieder schnorcheln zu gehen. Es gab ein kleines Riff am Strand Pain au Sucre. Dieses Riff wurde touristisch beworben und es gab viele Ausflügler. Hier mussten wir bedauerlicherweise beobachten, mit welcher Ignoranz manche Menschen sich der Umwelt/Natur nähern. Einige hatten sehr lange Taucherflossen an – welche man für das Schnorcheln überhaupt nicht benötigt. Mit diesen Taucherflossen wurden z.B. Fächerkorallen zerstört.
Das Riff war wunderschön. Wir ließen uns treiben, schauten uns die bunten Fische an, fanden Tannenbaumwürmer, Korallen in den verschiedensten Formen und Farben, Anemonen, Fächerkorallen, Seenadeln. Mit Sicherheit sind wir an vielen Meeresbewohnern vorbeigeschwommen, ohne diese überhaupt zu bemerken. Die Inselgruppe gefiel uns so gut, dass wir noch etwas länger hierblieben.
Mein erster Gedanke war: „Wie lange haben die Beiden die Pralinen schon zu Hause gehabt – Winteredition – wir haben Sommer“. Ja, es ist schon ungewöhnlich, dass einem das Gehirn sagt: „Hier stimmt etwas nicht.“ Aber es ist natürlich Winter gewesen und somit hatte die Winteredition der Pralinen ihre Daseinsberechtigung.
An diesem Tag segelten wir aber dann endlich zur Hauptinsel Guadeloupe rüber.
Bernd hat noch eine kleine vorgelagerte Insel gefunden, die wir noch besuchen wollten. Hier sollte es auch das versprochene türkisfarbene Wasser geben. Ja, Ihr habt richtig gelesen – bis jetzt haben wir noch kein türkisfarbenes Wasser gefunden – Martinique, Dominica und Guadeloupe sind sogenannte Unterwasserseeberge. Es geht in Küstennähe sehr schnell und tief runter.
An der Insel „Ilet du Gosier“ angekommen – es war ein regnerischer und wolkenverhangener Tag – setzen wir mit dem Dinghy rüber.
Wir gingen schwimmen – das Wasser war flach, der Sand strahlend weiß und Vorsicht, hier durften wir nur mit Schuhen die Insel betreten, da hier der Manzanillobaum (Strandapfelbaum) wächst. Dieser Baum ist mega giftig. Er gehört zu den Wolfsmilchgewächsen und alles ist an diesem Baum kann tödlich sein. Bei Regen darf man sich nicht unter so einen Baum stellen, da der Regen, das Gift sogar aus den Blättern wäscht.
Unser Fazit zum Segeltörn in der Karibik: Die Karibik ist großartig, hat Flair und wir wollen noch einmal dort hin. Wir müssen nach Guadeloupe und dann zu den nächsten Inseln. …
Und nächstes Jahr wollen wir noch einmal mit Bernd und Petra auf Segeltour gehen.
Gesamtlänge dieser Reise: 165 Seemeilen

