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Karibiktagebuch II 1
Tagebuch Karibik Band II

Karibik – Tagebuch – Band II – Nr. 1

25.11.2024 – 28.11.2024

Ich glaub´ es geht jetzt wieder los…

Der Start der nächsten Segelsaison steht bevor und wir beginnen unsere Reise zurück zum Boot gleich mit einem Abenteuer. Unser Flug geht von Amsterdam nach Aruba – das heißt, zuerst müssen wir Amsterdam erreichen und haben uns dafür für eine Fahrt mit der Bahn entschieden. Wir müssen zwar zweimal umsteigen und brauchen Tickets sowohl von der Deutschen Bahn als auch von der Niederländischen, aber es scheint problemlos möglich zu sein und kostengünstig ist es auch.

Doch schon der Start wird abenteuerlich – die Deutsche Bahn nennt das: Schienenersatzverkehr. Morgens dachten wir noch, wir starten am Weseler Bahnhof – „ist doch Schienenersatzverkehr“ unkt unsere Freundin, wir googlen und es scheint so zu sein. Wo startet denn der Schienenersatzverkehr? Wir bilden einen Arbeitskreis, verschiedene Vermutungen werden angestellt. Wir beschließen rechtzeitig zu starten und noch Zeit für Erkundungen vor Ort einzuplanen. Am Busbahnhof vor dem Bahnhof scheint es nicht los zu gehen… ein Schild Ersatzverkehr zeigt auf die Gleise …. dort wird wohl auch kein Bus abfahren… Im Bahnhof ist der Kiosk, der auch Tickets verkauft, besetzt – der Mitarbeiter weisst aber darauf hin, dass er nicht geschult ist, um eine Auskunft zum Schienenersatzverkehr zu geben…? Unautorisiert nennt er uns eine Straße hinter dem Bahnhof… immerhin. Dort scheint es auch tatsächlich los zu gehen und ein Gelenklinienbus holt uns pünktlich ab. Auf Gepäckreisende ist der nicht ausgelegt, aber da wenig Gäste an Bord sind können auch die Koffer einen Sitzplatz erhalten.

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Europa verabschiedet sich mit Regen…

Wir belegen einen Vierersitz und machen es uns auf dem Hartschalensitz gemütlich. Gut anderthalb Stunden geht die Fahrt. Mit 100 km/h über die Autobahn – ohne Gurt, ohne Kopfstütze auf einem schmalen Hartschalensitz… das ist Abenteuer pur. Wir verkrallen uns – so gut es geht – am Boden. Der große Koffer schafft es nicht und hüpft mit einem lauten Knall zu Boden. Hoffentlich ist alles heile geblieben…aufmachen werden wir ihn jetzt lieber nicht.

Nach einer rasanten Fahrt erreichen wir unerwartet wohlbehalten und frühzeitig den Umsteigebahnhof – ab Arnhem geht es planmässig mit der niederländischen Bahn weiter. Die kommt pünktlich und wir bekommen bequeme Sitze – ruhig geht es weiter bis Amsterdam…. wie langweilig…

In Amsterdam wird es nochmal spannend – aussteigen in der überfüllten Bahn mit vier Gepäckstücken – gar nicht so einfach…. „Wollen sie nicht aussteigen?“ fragt unser Mitreisender, als wir noch geduldig im Abteil warten bis die Gäste auf der Plattform ausgestiegen sind. Aber die wollen gar nicht aussteigen… also drücken wir uns mit unseren Gepäckbergen durch die volle Plattform und schaffen es noch so eben rechtzeitig aus der Bahn. Jetzt muss das Gepäck nur noch bis zum Hotel….“ 400 Meter“ sagt Bernd – „das machen wir locker zu Fuss..“. Gut 50 Kg Gepäck sind dann für jemanden, der fast 61 Jahre alt ist, dann doch nicht so einfach… ein zweiter Rollkoffer wurde ja mehrfach abgelehnt …. und so erreichen wir keuchend das Hotel und die Erkenntnis – „Morgen zum Flughafen auf jeden Fall mit einem Uber….“

Im Flughafen Amsterdam – Schiphol läuft dann alles wie am Schnürrchen. Alles modern automatisiert geht es zügig voran. Rollbänder helfen bei langen Wegen – ich habe das Gefühl, schnell noch meine 5000 Schritte abzulaufen… wieso fliegen wir eigentlich immer vom allerletzten Gate ab?

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Unser Flug…. natürlich am hintersten Gate…

Gut 10 Stunden geht der Flug, der Pilot legt aber den Turbo ein, nimmt noch kräftig Rückenwind mit und landet schon eine halbe Stunde früher. Was auch gut ist, zwar haben wir Sitze mit Beinfreiheit gebucht, dafür aber mit Kindersitzschalen…und meine Sitznachbarin hätte gerne doppelt so viel Platz gehabt…

Allerdings erreichen wir Aruba, bevor ich meine Serie zu Ende sehen konnte…nun gut. Im Flughafen von Oranjestad geht es dann sehr beschaulich zu. Die Marina hat uns schon eingecheckt, so weiss die Einreisebeamtin schon, dass wir zu unserem Boot „Joline“ wollen und kaum erreichen wir das Gepäckband kommen auch schon die Koffer…

Geschenk Franzosen
Ein Geschenk an dem wir schwer zu schleppen hatten…. danke Anja und Norbert…

Mit dem Gepäckwagen rollen wir zum Ausgang – als sich die Flughafentür öffnet ist es als würde uns ein warmer Fön ins Gesicht gehalten. Und das um 18 Uhr abends… .Willkommen in der Karibik.

Abgeholt werden wir von JJ, einem Segler der hier auf Aruba lebt und anderen Seglen mit Rat und Tat zur Seite steht. Wir haben für vier Tage ein Auto gemietet, das klappt alles prima und so steuern wir das Appartement an, in dem wir auch bei unserer Abreise aus Aruba gewohnt haben… ist ja fast ein bisschen wie nach Hause kommen. Freudlich werden wir vom Eigentümer in Empfang genommen, der gar nicht fassen mag, das unser nächstes Ziel die Dominkanische Republik ist. Als er dann erfährt von wo wir kommen und das wir über die Bahamas, Florida und Kuba nach Guatemala segeln, hält er uns, glaube ich, für verrückt. Er entlässt uns mit der Bemerkung „I don’t have such big balls“.

Am nächsten Morgen wachen wir um 14 Uhr auf…oder 8 Uhr Ortszeit… so früh tobt das Leben noch nicht in der Karibik. Also ist erst einmal Zeit für ein Geburtstagsständchen für Bernd und dann werden die Geschenke ausgepackt, die uns bei Abreise noch in die Hand gedrückt wurden.

Happy Birthday
Haarbändiger von Barbara und Wolfgang…Danke dafür.

Zu Fuss geht es in die Innenstadt, wir wissen ja schon, wo es ein gutes Frühstück gibt… leider sind wir viel zu früh. Noch geschlossen. Also schlendern wir ein bisschen durch die Innenstadt und stellen fest, da hat sich viel verändert seit Juli… Nicht nur, das Oranjestad aufrüstet für Weihnachten… die Strasse, auf der die Sightseeinglinie fährt, erstrahlt in neuem Glanz, alle Häuser, auch die unbewohnten, sind karibisch bunt frisch gestrichen… im Juli hatte ich mich noch gefragt, warum man eine Touristenlinie durch eine heruntergekommene Strasse laufen lässt… jetzt weiss ich es… die Stadt rüstet Reihe für Reihe auf.

Krippe in Oranjestad
Krippe an der Uferpromenade

Oranjestad versteht es zu glänzen – drei Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen und für die Kreuzfahrtgäste erstrahlt die Stadt im Karibikflair – bunt gestrichene Häuser, Koloniale Fassaden und jede Menge Palmen.

Richtung Marina wird es dann ursprünglicher – da gibt es vor allem eins: Kakteen.

Ein erster Besuch bei Joline zeigt – dem Boot hat die Landluft gut getan – alles scheint in bester Ordnung – bis auf ein paar Dinge die zu Erledigen sind. Die Lenkung muss repariert werden – Bernd hat die Ersatzteile im Koffer. Die Propeller benötigen eine Wartung, eine Antriebswelle war eingelaufen und brauchte neue Wellensitze und neue Simmeringe. Hätte die Marina machen können, wenn wir denn Ersatzteile dabei haben. Nätürlich haben wir die, aber wir machen es lieber selbst. Sicher ist sicher. Neues Antifouling und eine gründliche Reinigung – dann ist Joline fertig zur Abfahrt.

Flussbeleuchtung
Am Abend erstrahlt Oranjestad in einem Lichtermeer

In vier Tagen geht es schon zurück ins Wasser. Die Marineros werden Joline vermissen, sie haben sich im Schatten unter unserem Boot ihren Mittagsschlafplatz eingerichtet…

Wir hatten überlegt, noch zwei Tage in der Marina zu bleiben, bis unsere Mitsegler an Bord kommen – wir hatten schon vergessen, wie warm es hier ist und wie viel angenehmer auf dem Wasser. Wir beschließen also, schnellstmöglich in der Bucht zu ankern.

Aber erst einmal heißt es sich zu Proviantieren. Mit dem Auto fahre ich den riesigen Supermarkt an. Es gibt alles was das Herz begehrt und jede Menge Käse – sind halt die niederländischen Antillen. Aber ohne Auto geht nichts, der Markt liegt viel zu weit draußen. Ich beschaffe erst einmal eine Grundausstattung – Freitag soll dann der Grosseinkauf folgen.

Super Food Plaza
Es gibt alles, was das Herz begehrt… es hat aber auch seinen Preis

Die nächsten Tage arbeitet Bernd am Boot und kommt gut voran – Mittags wird es zu heiß für Arbeiten in der Sonne, dann heisst es – Runterkühlen im Appartement – hier läuft die Klimaanlage. Am Nachmittag ziehen wir dann los mit unserem Jeep die Insel zu erkunden. Am ersten Nachmittag fahren wir Richtung Südwesten, vorbei an langen Stränden und schicken Hotels. Im Inselinneren liegt der Arikok Nationalpark. Für 20 Dollar Eintritt pro Person könnten wir uns zwei Höhlen ansehen und ein Naturschwimmbad – das ist aber nur mit einem Allrad – Wagen zu erreichen ist. Allrad sollen wir nicht benutzen, unser Jeep Jimmy wird als zu klein für die Strecke befunden und Höhlen haben wir schon genug gesehen. Also sparen wir uns das.

Arikok Nationalpark
Der Arikok Nationalpark – ein typisches Landschaftsbild – Kakteen und Divi – Divi – Bäume

Am zweiten Nachmittag fahren wir dann Richtung Südosten. „Noch 18 Minuten bis zum Inselende“ sagt Bernd. Das ist leicht zu schaffen bevor es dunkel wird… Wir machen Halt am Baby Beach einer der schönsten Strände von Aruba und fahren bis zur Südspitze von Aruba.

Gefaengnis Aruba
Auf der Südspitze von Aruba – ein Gefängnis. Gefängniszellen mit Meerblick?

In den zwei Nachmittagen haben wir uns einen guten Überblick über Aruba vergeschafft – so groß ist die Insel nicht. Trotzdem können sie rund um Oranjestad: Stau – naja – zähfließenden Verkehr…

Kolonialhaus Uferpromenade
Zwischen Kreuzfahrtterminal und Innenstadt staut sich der Verkehr.

Donnerstag kann Bernd seine Arbeiten am Bootsrumpf abschließen, Joline ist nun bereit wieder ins Wasser zurück zu kehren. Wir nutzen die Abendstunden für den finalen Einkauf – für die nächsten Tage und für die Überfahrt in die Dominikanische Republik – im Super Food Plaza. Zwei Stunden brauchen wir für die Lebensmittelschlacht, dann ist es vollbracht. Als wir den Kassenzettel in Händen halten bekommen wir Schnappatmung…trotz Rabattkarte, die ich noch organisiert hatte… Hier ist alles mindestens doppelt so teuer wie in Deutschland…allen voran die Getränke… Bier wird hier zum Luxusgut… aber auch Mineralwasser erreicht Champagnerstatus….

Wir schleppen den Einkauf zum Auto, vom Auto ins Appartement… und morgen noch aufs Boot…

Man gönnt sich ja sonst nichts…

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