SY Joline - Technik und Ausstattung

Stromversorgung auf Langfahrt – Zahlen, Daten, Fakten – 2 Megawatt Strom auf Joline

Update zum Artikel Energieversorgung Blauwasseryacht – Autark nur mit Sonnenenergie? und zu den Grundlagen Energieversorgung von Joline

Wir haben wieder einen Meilensteil auf Joline zu feiern. Unsere in der Türkei installierten Solarmodule haben die 2.000 KWh Strom geknackt. Ihr seht richtig – zwei Megawattstunden – haben uns die Module bis jetzt geliefert.

Dies möchte ich zum Anlass geben um dem interessierten Lossegler detaillierte Zahlen und Erfahrungen an die Hand zu geben, die ich mir zu Beginn meiner Segelreise gewünscht hätte. Das Ganze wird recht zahlen lastig, dies ist aber genau so gewollt. So könnt ihr euch selbst einen Eindruck machen. Falls es Fragen zu den Details gibt, schreibt gerne einen Kommentar.

Vorweg gesagt die letzten Tage waren recht bedeckt, zahlreiche Regenschauer, die Sonne war nur selten zu sehen. Trotzdem hat der Strom gereicht um Wasser zu machen, Brot zu Backen, elektrisch zu kochen und eine 8 kg Maschine Wäsche zu waschen. Die Batterie war trotzdem jeden Abend voll.

Stromproduktion der letzten 30 Tage, 2KW Peak

In den letzten 30 Tagen haben wir sowohl volle Sonne, als auch bedeckte Tage gehabt. Trotzdem ist die Tagesausbeute nahezu gleichbleibend. Wie viel Strom die Solarzellen maximal produziert hätten kann man anhand der Zahlen nicht ablesen, da die MPPT Regler abregeln sobald die Batterien voll sind. Wir verbrauchen ca. 6 bis 7 kWh Strom pro Tag.

Hintere 3 Module 1.380 Watt Peak. Installiert in der Türkei im Juni 2022

Erstinstallation 3 Module a 460 WPeak (Fa. TommaTech)

Diese Module haben bis jetzt 2 Megawattstunden Strom geliefert. Tagesausbeute der letzten 30 Tage rund 5kWh/ Tag. Spitzenwert am 28. März 6,5 kWh.

Hintere Module 3 x 460 Watt Peak. März / April 2024

Vordere 2 Module 810 Watt Peak. Installiert auf den Kanaren im Oktober 2023

Die beiden vorderen Module sind von Ja Solar, haben 405 WPeak, Preis gerade mal 109,- Euro pro Stück

Diese beiden Module haben seit Installation im Oktober 292 kWh Strom erzeugt. Tagesausbeute der letzten 30 Tage rund 2 kWh/Tag. Spitze am 6. April 3.3 KWh

Vordere Module Ja Solar 2 x 405 WPeak. März / April 2024

Rückblick Türkei mit 3 Modulen 1380 Watt Peak

Die ersten 200 kWh – Juni / Juli Türkei. Tagesverbrauch unter 3 KW. Kochen und Backen mit Gas, kein Starlink. 3 Kühlschränke, Kaffeevollautomat, Waschmaschine, Wassererhitzer

Die ersten 200 kWh die wir erzeugen, Strom satt. Wir wissen nicht wohin damit.

Die nächsten 200 kWh. Juli August in der Türkei. Zeitweise Klimaanlage in Betrieb, sonst wie vor. Verbrauch 3,5 bis 6 kWh (mit Klima). Der gestiegene Verbrauch resultiert aus höheren Durchschnittstemperaturen. Die Kühlschränke benötigen mehr Strom. Klimaanlage kommt als Luxus hinzu.

Es wird deutlich wärmer und ab und zu schalten wir die Klimaanlagen an, nur mit der Kraft der Sonne.

Rückblick Marokko mit 3 Modulen 1380W Peak

Juni / Juli 2023. Kochen elektrisch. Landausflüge in Marokko, daher weniger Strombedarf

Das erste Megawatt Strom ist erzeugt. Nach wie vor Strom im Überfluss

Rückblick Kanaren 1380W Peak – es wird eng

Revierwechsel in die Kanaren. Im September Landausflüge, daher nur Grundbedarf für Kühlschränke. Danach Kochen und Backen elektrisch, Starlink kommt hinzu. Batterie wird mit 3 kWh Tagesausbeute nicht mehr voll. Bedecktes Wetter und kürzere Sonnenscheindauer machen uns Kopfzerbrechen.

Der Bedarf steigt, die Stromproduktion sinkt. Wie geht es weiter?

Status Karibik 2024 und Ausblick

Die Erweiterung unserer Solaranlage von 1380 WPeak auf 2190 WPeak hat sich für uns bewährt. Wir haben jetzt mehr Reserven, für den Fall das wir mehrere Tage mit schlechtem Wetter haben und die kürzere Sonnenscheindauer ist kein Problem mehr. Ebenfalls sehr positiv wirkt sich aus, dass wir jetzt Module zu allen Seiten haben. Wir produzieren somit je nach Lage des Bootes früher und später, also insgesamt länger Strom als zuvor. Auch das Thema Verschattung der Module ist nicht mehr schmerzhalt. Früher hatten wir ein Problem, wenn Baum oder Mast zur besten Zeit die Module beschattet haben. Jetzt sind immer mindestens zwei Module in der vollen Sonne.

Die nachfolgenden Diagramme zeigen die Situation auf den British Virgin Islands. Wetter bedeckt, kurze Schauer hier und da. Trotzdem fangen die Module bereits früh am Morgen (6 Uhr) an die Batterien zu laden. Bereits um 12.00 Uhr sind die Batterien voll.

Unserer Batteriebank, bestehend aus 7 Stück 140 AH AMG Batterien, merkt man langsam an, dass sie schon viel leisten musste. Die Spannung fällt morgens vor Ladebeginn auf etwas über 12V ab. Das ist nicht sensationell schlecht, aber auch nicht wirklich toll.

In den USA werden wir im kommenden Jahr auf LiFePo4 umrüsten. Dort gibt es wieder alles zu vernünftigen Preisen.

Erkenntnis des Tages oder Lessons Learned

Auch beim Thema Energie(management) sind Reserven von Vorteil. Wir haben auch hier eine „Reise“ hinter uns und haben die Dinge sich entwickeln lassen. Die folgenden Gedanken möchten wir dir mit auf den Weg geben.

  • Das der Strombedarf auf Joline steigen würde haben wir von Anfang an einkalkuliert. Wegen der Kosten und Verfügbarkeit der Teile haben wir uns zu einem stufenweisen Ausbau entschieden. Es muss nicht alles sofort passieren.
  • Die Umstellung auf elektrisch Kochen und Backen macht für uns auf jeden Fall Sinn. ABER wir sind froh für das Kochen auf Gas zurückgreifen zu können, wenn der Strom auf Überfahrten nicht reicht.
  • Redundanz ist Trumpf. Sowohl die MPPT als auch die Inverter können ausfallen. Für dieses Szenario solltest du gerüstet sein; der Tag wird kommen, nur wann…
  • Auf längeren Überfahrten wird besonders viel Strom benötigt und in der Regel weniger produziert. Hier ist es sinnvoll bereits im Vorfeld Vorkehrungen zu treffen und vor allem rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Wir sind bei unserer Atlantiküberquerung zu blauäugig an die Sache herangegangen und hatten tagelang mit leeren Batterien zu kämpfen. Achte zu Anfang auf den Verbrauch und die Entwicklung des Ladezustandes

    FUN FACT: Obwohl wir regelmäßig die Maschine angemacht hatten um Strom zu erzeugen, haben wir nur 1,5% des gesamten Stroms auf der Atlantiküberquerung mit unseren Dieselmotoren erzeugt.
  • Bei unseren AMG Batterien fällt die Spannung deutlich ab, wenn diese nicht mehr voll sind UND hohe Ströme gezogen werden. Kurzfristiger Spannungsabfall wegen Kaffeemaschine oder Wasserkocher führen dann dazu, dass Instrumente ausfallen oder der Autopilot unvermittelt ausfallen kann. Entweder große Verbraucher vermeiden oder Batterie durch Einschalten des Motors stützen. Sinnvoll in diesem Zusammenhang ist der Umbau auf LiFePo4.
  • Wir werden auf weitere Energiequellen verzichten. Der Strom kommt auf dem Boot nicht wie zuhause in beliebigen Mengen aus der Steckdose. Aber man kann durch sein Verbrauchsverhalten auch ein paar regnerische Tage gut überblücken.

BTW: Neben uns hier in San Juan – Puerto Rico liegt seit 3 Tagen eine 45er Mono, auf der den lieben langen Tag der Generator läuft. Stört uns nicht weil er angenehm leise ist – ich möchte aber nicht tauschen. Dann lieber mehr Solar und ab und zu ein wenig mit dem Strom haushalten.

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