Ueberfahrtsbild Beitrag
Unsere Reise

Überfahrt von Kuba – Westküste – zu den Bay Islands von Honduras

Ein wilder Ritt über das karibische Meer…

18.04. – 20.04.2025

Gründonnerstag haben wir den westlichsten Punkt der kubanischen Küste erreicht. Die Marina „Los Morros de Cabo San Antonio“ ist für uns Ausklarierungshafen.

Marina Los Morros – Cabo de San Antonio

Mit einer Marina hat das hier aber wenig zu tun. Ein einsames Zöllnerhäuschen in einer ansonsten fast menschenleeren Bucht, zwei weitere Gebäude und ein Restaurant, das aber nicht in Betrieb ist. Wir liegen auch als einziges Boot hier. Es gibt einen einfachen Betonsteg, der Platz für 2 bis 3 Boote bietet und in der Bucht vor der Marina kann man bei 2 bis 3 Meter Wassertiefe ankein. Leider bietet die Marina bei Wind aus Nord oder Nord Ost keinerlei Schutz und so rollen die Wellen ungehindert in den Ankerplatz. Gut das das Wetter noch relativ ruhig ist.

Der Ort San Antonio liegt rund 6 km entfernt – von hier kommt wohl auch der Zöllner angereist, der uns ausklariert. Das klappt alles unkompliziert und zügig.

Marina El Morros - westlichster Punkt Kubas
Ausklarierungsmarina an der Westküste Kuba – „Los Morros de Cabo San Antonio“

Auf ein ruhiges Wetterfenster müssten wir 5 Tagen warten – wenn es dann auch wirklich kommt… So lange wollen wir an diesen einsamen Ort nicht verweilen. Also beschließen wir, zügig am nächsten Morgen los zu segeln bevor der Wind noch weiter zunimmt. Immerhin sind auch so schon Wind von 25 Kn und 2m bis 2,5m Welle von der Seite angesagt. Nicht ideal – aber machbar.

Gut 340 Seemeilen liegen vor uns und wir rechnen mit einer Überfahrtzeit von 3 Tagen.

Skipper Bernd am Steuer von Blue Joline auf der Überfahrt von Kuba nach Honduras
Skipper Bernd am Steuer

Tatsächlich schaffen wir es dann in 2 Tagen. Wind um 30 Knoten, dazu der Rückstrom des Golfstroms, den wir geschickt nutzen und der uns jetzt von hinten weiter Schub verpasst. Wir rauschen mit bis zu 9 Knoten über die Wellen – die mit 2 – 3 Meter von der Seite kommen. Grosssegel in Reff 2 und 30 % Genua reichen dafür schon aus. Es ist eine wilde Fahrt.

Endlose weiten, wir sind das einzige Boot weit und breit-
Blick voraus vom Steuerstand

Nach 50 Stunden erreichen wir am Morgen die erste Insel der Bay Islands von Honduras – Guanaja. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,9 Knoten war das unsere bisher schnellste Überfahrt. 350 Seemeilen haben wir zurückgelegt. Es wäre noch schneller gegangen, aber wir wollten nicht im dunklen ankommen.

Da wir Ostersonntagmorgen ankommen, sind die öffentlichen Stellen geschlossen, wir legen uns erst einmal in die Bucht und hinterlassen unsere Ankunft auf dem Anrufbeantworter und per Whatsapp.

Grosse Saragossa Gras Felder gibt es auch vor den Bay Islands in Honduras
Anfahrt auf Guanaja – das rotbraun glänzende Saragossa Gras sieht recht malerisch aus, ist aber eine Plage und behindert immens das Angeln, da es sich immer wieder im Köder verfängt.

Wie ist so eine mehrtägige Überfahrt unter diesen Bedingungen?

Überfahrten über das offene Meer sind immer ein besonderes Erlebnis und eine Herausforderung. Der Reiseskomfort hängt dabei direkt zusammen mit Windstärke und Wellenrichtung. Kommen Wind und Wellen von hinten ist so eine Überfahrt sehr angenehm – auch bei höherer Windstärke. Wir hatten bei unserer Überfahrt den Wind und die Wellen von der Seite, da tanzt das Boot ganz schön über die Wellen und das schränkt die Möglichkeiten an Bord erheblich ein…

Bei einer Frequenz von 6 Wellen in der Minute sind das in 50 Stunden Überfahrt immerhin 18.000 Wellen die unter Joline hindurchrauschen. Bei einer Wellenhöhe von 2 bis 3m schon eine ganz schöne Herausforderung für Mensch und Material.

Ueberfahrt Karibisches Meer 1
Immer wieder muss Joline über die seitlich kommenden Wellen schaukeln.

Liegen – geht; Sitzen geht auch; Laufen ist schon unbequem, man muss sich gut festhalten und dann weiss man wofür es gut ist, dass es in einigen Bereichen eng ist, so dass man sich dort verkeilen kann und es überall Überstände zum Festhalten gibt.

Etwas mit einer Hand zu transportieren wird zur Herausforderung – da überlegt man sich schon zweimal, was wirklich gebraucht wird.

Arbeiten im Stehen mit beiden Händen…unmöglich, schon gar nicht mit „gefährlichen“ Gegenständen – das heisst, die Küche bleibt kalt.

So gibt es am ersten Reisetag: Salzbrezel, Äpfel und Chips und am zweiten steigern wir uns auf: Cräcker mit Humus und Käse, trocken Brot und Krautsalat, der von der letzten Mahlzeit in der Marina übrig geblieben ist.

Ueberfahrt Karibisches Meer 2
Das Meer bietet bei solchem Wind und Wellen eine intensive Geräuschkulisse.

Es gibt noch eine weitere Einschränkung bei so viel Wind und Welle – das Meer ist unglaublich laut.

Das Getöse ist so stark, dass, wenn man sich am Tisch gegenüber sitzt schon deutlich lauter sprechen muss, um sich zu verständigen. Am Computer arbeiten kam für uns auch nicht in Betracht – bei dieser Lautstärke konnten wir keinen klaren Gedanken dafür fassen.

In der Kabine ist es deutlich leiser – schlafen war kein Problem.

Unsere Route war sehr unkompliziert, wir konnten auf direktem Weg segeln – den Autopilot einmal eingestellt, dann segelte das Boot die Strecke selbständig. Regelmäßig nachsehen, ob es andere Schiffe oder sonst etwas Ungewöhnliches gibt. Mal die Segel nachjustieren, wenn der Wind sich etwas verändert, ansonsten ist das Boot auf Kurs und bringt uns unbeirrt zum Ziel.

Wie Bernd gerne sagt: “ Das Boot hält mehr aus als die Crew.“

Auf der Ueberfahrt
Die Crew schlägt sich wacker.

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