Tagebuch ARC 2023,  Unsere Reise

ARC 2023 Tagebuch – Tag 15 – 2. Tag auf See

Montag,, 20.11.2023

Wir richten uns auf Joline ein…

Bisher haben alle unsere Überfahrten mit einer Sturmnacht begonnen. Angefangen hat es immer damit, dass Bernd markig verkündet hat: “ Das wird heute Nacht Badewanne…“

Diesmal kam keine solche Prognose und tatsächlich hält sich der Wind in Grenzen, wir setzen den neuen Spinnacker um den wenigen Wind einzufangen.

Gegen 04:00 Uhr in der Nacht fängt das Schiff an zu bocken, es rummst und vibriert. Sofort sind (fast) alle hellwach und stürzen auf Deck. Irgendetwas läuft nicht rund auf unserer Backbordseite – wir können im Dunkeln aber nichts erkennen.

Jakob, Frank und Bernd stürzen aufs Vordeck und holen den Spinnacker runter. Dann fahren wir mit Joline eine Pirouette und das Boot läuft wieder ohne Störgeräusche und Bewegungen…

Mehr können wir in der Nacht nicht tun und die zusätzlichen Helfer gehen wieder zu Bett.

Da am Morgen bereits drei flüchtende Fischerbojen gesichtet wurden, vermuten wir, dass wir so eine Boje mitgenommen haben, die nach unserem Wasserballett weiter geschwommen ist…

Am Morgen verschafft sich Bernd erst einmal einen Überblick über den Schaden mit der Aktioncam.

Der Propeller unter Wasser wurde in eine Schräglage gebracht – was uns gut einen Knoten Geschwindigkeit gekostet hat und unsere Position an dritter Stelle bei den Multihulls… Der Propeller lässt sich durch Einschalten des Motors schnell wieder in die richtige Stellung bringen und wir nehmen wieder Fahrt auf – bis zu 7,5 Knoten sind zeitweise drin.

Trotzdem werden wir am Mittag von der Time Aut überholt, die Monohull zieht mit voller Spinnackerbesegelung an uns vorbei.

Insgesamt kommen wir gut voran und halten uns – noch – im ersten Drittel aller Boote – unser Ziel ist es, nicht in eine Windflautenregion zu geraten…

Am Mittag errechnen wir für den ersten Segeltag 130 zurückgelegte Seemeilen – damit sind wir gut zufrieden.

Das Leben an Bord muss sich erst noch einspielen – die erste – aufregende Nacht und die ungewohnte Bewegung auf dem Schiff macht müde. So ist für alle Nichtrudergänger vor allem Chillen angesagt.

Das Wetter ist eher bedeckt und der Strom ist knapp – wir müssen unseren Verbrauch reduzieren – vor allem Starlink – kein Internet mehr Tag und Nacht.

Auf den Wassermacher können wir nicht verzichten, wir kalkulieren mit 20 Litern Trinkwasser am Tag – also 4 solcher Kannister täglich.

Die Zitronen, die vier Wochen locker halten sollten, schimmeln fröhlich vor sich hin und so müssen wir Zitronen einwecken und Zitronensaft herstellen….

Jakob hat seinen ersten Einsatz an der Angel – bringt es immerhin auf eine Aktion; „Clean the ocean“ – eine Plastiktüte weniger auf dem Atlantik…

Auch die Zeit ist ein Diskussionsthema – bis zur Karibik werden wir 4 Zeitzonen überfahren und müssen dann – kollektiv – unsere Uhren auf dem Boot umstellen – damit wir alle nach dem gleichen Zeitplan leben…

Die Nacht bricht an und der Steuerstand wird wieder mit der Nachtwache belegt, wie in der ersten Nacht werden Doppelwachen gegangen und Bernd schläft an Deck für Rückfragen und schnelle Hilfe. Die Crew möchte erst einmal das Boot gründlich kennen lernen, bevor mit den Einzelwachen begonnen wird.

Unsere Position nach dem ersten Tag.

Auch wenn es so aussieht, als könnten wir uns im Pulk kaum bewegen… die Boote liegen jetzt schon weit auseinander – um uns herum sehen wir vielleicht 10 weitere Boote – keine auf Kuschelposition…

Am zweiten Tag haben wir 152,5 Seemeilen zurückgelegt – insgesamt haben wir nun: 282,5 Seemeilen geschafft.

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