ARC 2023 Tagebuch – Tag 19 – 6. Tag auf See
Freitag 24.11.2023
Wir leben jetzt nach unserer eigene Zeit…
Der Tag beginnt mit einem wolkenlosen Himmel und ordentlichen Windverhältnissen.
Ein fliegender Fisch hat die Größe unseres Bootes unterschätzt und ist auf Deck gesprungen – nicht weit von unserer geöffneten Kabinenluke… ein Fisch im Bett hätte mir nicht gefallen.
Zum Essen ist er zu klein – obwohl Fliegende Fische schmecken sollen – er soll Jonas jetzt als Angelköder dienen, vielleicht können wir ja endlich unsere Fischfangquote erhöhen…
Auf dem Boot geht es sehr geschäftig zu… Frank nimmt die Elektrowinsch auseinander…sowas wollte er immer schon mal tun; Michael hat seine Unterlagen für die SKS – Prüfung ausgebreitet und versucht sich auf die geplante Prüfung im Dezember vorzubereiten; Jacob nutzt die Zeit um Arbeiten für seine Firma zu erledigen…Starlink sei Dank und Jonas präpariert den selbstmörderischen Fliegenden FIsch als Angelköder. Robin nimmt Kontakt mit anderen Booten auf, die wir während der ARC näher kennen gelernt haben. Bernd plant und bucht unseren Liegeplatz für die Hurrikansaison 2024, wir werden unsere Joline in Aruba (ABC – Inseln) – also ausserhalb der Hurrikanzone ab Juli an Land legen und nach Deutschland zurückkehren. Na und ich bin mit meinen täglichen Berichten und der Fotojagd auch gut ausgelastet.
Obwohl Jonas den ganzen Tag unseren Fliegenden Fisch badet und ihn auch nochmal appetitlich anrichtet, will einfach kein Fisch anbeißen – als wir am Abend die Angeln reinholen bekommt unser Fliegender Fisch daher eine Seebestattung.
Bei der Einteilung zur Nachtwache rückt ein neues Problem in den Fokus – alle haben auf ihren Uhren und Handys ein unterschiedliche Zeit… Die Elektrogeräte stellen die Zeit selbsttätig um und bedienen sich dabei unterschiedlicher Zeitmodellen – die einen haben Kanarische Zeit, andere fangen die Kapverdische Zeit ein, manche haben Deutsche Zeit… Jetzt würde ein altmodischer Wecker mit manueller Zeiteinstellung helfen…haben wir aber nicht…Vorschlag, wir leben ab jetzt nach UTC – Zeit (Coordinated Universal Time) – weltweit gültig – und legen als Bootszeit fest: UTC – 1 Std… (Hinweis: in Deutschland ist UTC+1 Std)
Zum Verständis: Wenn die weltweite Zeit 12:00 Uhr ist, ist in Deutschland schon 13:00 Uhr und wir haben auf dem Boot 11:00 Uhr, der Atlantik um uns herum hat seine eigene Zeit, welche genau verschwimmt in den Tiefen des Ozeans…
Wir haben einen Musiker an Bord und gegen Abend packt Robin erstmalig sein mitgebrachtes Instrument aus – eine Akkordina – sozusagen ein Miniakkordeon – und gibt schonmal eine kleine Kostprobe seiner Kunst. Zu mehr ist er trotz intensiven Zuredens noch nicht bereit…
Während wir in einer sanften, gleichmäßigen Kurve auf die Karibik einschwenken – haben einige Boote eine Pause eingelegt auf den Kapverden, einige wegen technischer Probleme, anderen fehlt Proviant oder Diesel, ein Boot hatte eine Kollision mit einem wohl schlafenden Wal und will sich mal ihr Unterschiff ansehen…
Wir lösen unermüdlich alle auftretenden Probleme und Problemchen während wir kräftig Fahrt machen – am 5. Seetag haben wir 131,8 Seemeilen zurückgelegt und bringen es nach 5 Segeltagen auf insgesamt 677,1 Seemeilen. Wir halten uns weiter im Mittelfeld über alle Boote und sind in unserer Segelklasse auf Platz 5 vorgerückt.
Oh Yeah…